und Frankreich.
England
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zwei merkwürdige Umstände hinzufügen; zuerst sind die Franzosen,
obgleich sie manche bewundernswürdige Eigenschaften besitzen,
doch immer mehr als die Engländer für ihre persönliche Eitelkeit
bekannt gewesenfo) eine Eigenthümlichkeit, die man zum Theil
auf ihre ritterlichen Ueberlieferungen zurückführen kann, und
welche selbst ihre Republiken, die sie gelegentlich hatten, nicht
auszurotten vermochten; dies verleitet sie auf aussere Auszeich-
nungen ein ungehöriges Gewicht zu legen; (ich meine damit nicht
nur ihre Kleidung und ihre Sitten, sondern auch Medaillen, Bänder,
Sterne, Kreuze und dergleichen, worauf wir, die wir doch ein stol-
zeres Volk sind, nie so viel gegeben haben.) Das zweite ist, dass
das Duell von Anfang an in Frankreich populärer gewesen ist, als
in England; und da dies eine Sitte ist, die wir dem Ritterthum
verdanken, so giebt dieser Unterschied der beiden Völker ein wei-
teres Glied in der Kette von Beweisen, Wornach wir die volks-
thümlichen Richtungen in beiden Ländern zu beurtheilen haben")
noch auflhllendcrcs Beispiel übersehen, nämlich eine populäre Ballade aus der Mitte
des 15. Jahrhunderts, unter deni Titel: das Turnier von Tottenham, worin die Thor7
heiten des Ritterthums vortrefflich verspottet werden. Siehe Woman's Hist. ofEnglisk
poetry, 1840, III, 98-10l; und Pereyäs Relics of analen! poetry, 1845, 92-95.
Nach Turner, Hist. of England VI, 363, wurden die alten Bücher über Ritterthum
bei Seite gelegt, ungefähr unter der Regierung Heinrichs VI.
70) Dies ist nicht blos eine Vorstellung im Volke, sondern gründet sich auf eine
grosse Masse von Beweisen, die von urtheilsfähigen und unparteiischen Beobachtern
beigebracht worden sind. Addison, der ein milder und scharfer Beurtheiler war, und
unter den Franzosen gelebt hatte, nennt sie „die eitelste Nation in der Welt." Letter
to Bishop IIozlgh in Alleine Lzfe of Addison I, 90. Napoleon sagt: "Eitelkeit ist
die herrschende Triebfederder Franzosen." Alisonäe Hist. of Europa, VI, 25. Du-
mont, Souvenirs sm- Mirabeau 111, erklärt: „Le tmit le plus donnnant ddns le sam-
etäre frangais c'est l'amour propre." Und Segnr, Souvenirs I, 73, 74 sagt: vom" en
Fmnee l'amour propre, ou, si on le vent, la oanile, est de toutes les passions la plus
irriiablef" Ausserdem wird gesagt, phrenologisehe Beobachtungen bewiesen, dass die
Franzosen eitler wären als diebEngländer. Oombds Elements of phrenologie, 6th
edigion, Edjnb. 1845, S. 90. Theilwcise wird dasselbe anerkannt in Bronssais, 00cm:
de plwänologie, 297. Andere Beispiele, wo Schriftsteller die Eitelkeit der Franzosen
erwähnt haben, siehe bei Toequeoille, Lümcien reginze, 148; Barante, Lil. fmng. du
18e sieele, 80; Mäm. de Brissot, I, 272; Mzfäeruy, Hist. de Franee 11, 933; lemvnfey,
Etablissement monarehiqzoe 418; Voltaire, Lettnes inädites II, 232; Tocquemlue, Renne
de Louis XV, II, 358; De Staöl, Sun la revolution I, 260, II, 258-
Das Verhältniss des Duells zum Ritterthum ist von mehreren Schriftstellern
erwähnt worden und in Frankreich, wo der ritterliche Geist bis zur Revolution noch
nicht gänzlich zerstört war, finden jwir gelegentlich Spuren von dieser Verbindung
noch unter der Regierung Ludwigs XVI. Siehe Mem. de Lafdyette I, 86, einen