Volltext: Geschichte der Civilisation in England (Bd. 1, Abth. 2)

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Geschichte 
des bevormundenden 
Geistes 
Denn durch die Einführung der Ritterschaft unter dem Adel wurde 
ein persönliches nicht erbliches Prinzip aufgebracht, und ein An- 
knüpfungspunkt dargeboten, durch den die geistliche Ansicht von 
der Ehelosigkeit sich mit der aristokratischen von der Erblichkeit 
verbinden liess. 59) Aus dieser Verbindung entsprangen Folgen von 
der grössten Bedeutung. Ihr verdankt Europa jene halb -arist0kra- 
tischen halb religiösen Orden, die Ternpelherren, die Jaeobsritter, 
die Johanniterritter, den Orden des heil. Michael, Einrichtungen, 
welche der Gesellschaft die grössten Nachtheile zugezogen, und 
deren Mitglieder ähnliche Laster mit einander verbanden und 
mönchischen Aberglauben durch soldatische Lüderlichkeit auffrisch- 
ten. Eine natürliche Folge war, dass eine ausserordentliche Menge 
adeliger Ritter das feierliche Gelübde thaten, „die Kirche zu ver- 
theidigen", ein verhangnissvoller Ausdruck, dessen Bedeutung den 
Kennern der Kirchengeschichte nur zu wohl bekannt ist. 61) So 
vereinigte .das Ritterthum die feindlichen Prinzipien der Ehel0sig- 
keit und der adeligen Geburt, und wurde die Verkörperung des 
Geistes zweier Stande, denen jene Grundsätze angehörten. Mag 
daher immerhin diese Einrichtung Gutes für die Sitten mit sich 
hat einige Erläuterungen über das Verhältniss zwischen Ritterthum und Kirche ge- 
sammelt, und sagt: HEnjin la chevalcrie ätait regardäe oomme une ordination, am 
sacerdace." Die höhere Geistlichkeit besass das Recht zum Ritter zu schlagen und 
Wilhelm Rufus wurde wirklich von dem Erzbischof Lanfranc zum Ritter geschlagen. 
Will. Mulmes. lib. IV in soriptores poet Bedam, 67. Vergleiche Fosbrokeäs British 
mzmarchism, 1843, S. 101, über den Ritterschlag durch Aebte.  
59) Der Einiiuss davon auf den Adel wird von Herrn Mills etwas übertrieben, 
der auf der andern Seite übersehen hat, dass das Element der Nichterblichkeit dem 
geistlichen Prinzip günstig wer. Mz'lls' Hist. of chivalry I, 15, 389; II, 169, ein 
Buch, das als eine Sammlung von Thatsachen interessirt, dessen philosophisches Urtheil 
aber fast ganz unbrauchbar ist. 
s") „Ursprünglich waren alle militärischen Orden und die meisten geistlichen völlig 
aristokratisch." Millä Hist. of ckivalry I, 336.   
64) Ibid. I, 148, 333. Ungefähr um das Jahr 1127 schrieb der heilige Bernhard 
eine Abhandlung zu Gunsten der Tempelherrn, worin er „diesen Orden als eine Ver- 
bindung des Mönchs- und Ritterthums preist;" er sagt: "sein Zweck sei, dem militä- 
rischen Orden und dem Ritterthum eine ernstlich christliche Richtung zu geben, und 
aus dem Kriege etwas zu machen, was Gott wohlgefällig sei." Neanderis Hist. qf the 
ohurch VII, 358. Dazu kann man noch hinzufügen, dass im Anfange des 13. Jahr- 
hunderts ein ritterlicher Orden gebildet wurde, der später in den Dominikaner-Orden 
aufging und dessen Mitglieder Streiter Christi genannt wurden. HUW nouvel ordre de 
ehevalerie destinä ä poursuivre Zes härätiques, sur le modäle de celui des Templiers, et 
soug le nom de Milice de Christ." Llarente, IIist. de Finquisition, I, 52, 133, 203.
	        
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