Einfluss
der
Naturgesetze.
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mung die Erhaltung einer gewissen Temperatur des Körpers ist.
Auf dieselbe Weise gebrauchen sie in einem warmen Lande auch
weniger stickstoifhaltige Nahrung, weil sie im Ganzen Weniger
körperliche Anstrengungen nöthig haben und deshalb ihr Zellgewebe
sich Weniger schnell aufreibt. e")
Da nun die Bewohner hcisser Gegenden in ihrem natürlichen
und gewöhnlichen Zustande weniger Nahrung verzehren als die Be-
wohner kalter Gegenden, so tblgt nothwendig unter sonst gleichen
Verhältnissen eine raschere Zunahme der Bevölkerung in heissen
als in kalten Gegenden. Für practische Zwecke ist es unerheblich,
0b die grösserc Menge der Nahrung, Wovon ein Volk lebt, durch
grösseren V orrath oder durch geringere Consumtion entsteht. Wenn
die Menschen weniger essen, wird das Ergebniss g-anz das näm-
liche sein, als wenn sie mehr hätten; denn dieselbe Menge von
Nahrung wird weiter reichen und die Bevölkerung so in den Stand
gesetzt werden, sich schneller zu vermehren, als sie es in einem
kälteren Klima könnte, wenn auch die Lebensmittel in gleicher
Fülle vorhanden waren, weil sie des Klimafs wegen schneller auf-
gezehrt sein würden.
Dies ist der erste Gesichtspunkt, unter welchem die Gesetze
des l{li1na's vermittelst der Nahrung mit den Gesetzen der Bevöl-
kerung und deswegen mit den Gesetzen der Vertheilung des Reich-
thums in Verbindung stehen. Aber es giebt noch einen andern
Gesichtspunkt in der nämlichen Richtung, der sich als eine Unter-
stützung unsrer Ausführung bewähren wird. Nämlich dass die
Menschen in kalten Gegenden nicht nur mehr essen Inüssen als in
29) Der Nachweis eines allgemeinen Zusammenhangs zwischen Anstrengung und
Abnutzung im menschlichen Organismus ist jetzt beinahe vollständig. Ueber das Muskel-
system siehe Camzentm-Ks Human plzysiology, 440, 4-11, 581, Ausg. 1846: „Wir haben
guten Grund zu glauben, dass der Abgang oder die Zersetzung des Zellgewebes der
Muskeln in genauem Verhältniss zu dem Grade ihrer Anstrengung steht." Vielleicht
würde man dies auch ohne directen Beweis allgemein annehmen; interessanter ist es,
dass vom Nervensystem ganz dasselbe gilt. Das Gehirn eines Erwachsenen enthält
etwa Prozent Phosphor und es hat sich gefunden, dass nach grosser Geistesan-
strengnng phosphorsaures Salz ausgesondcrt wird und dass bei Gehirnentzündung diese
Absonderung (durch die Nieren) eine sehr bedeutende ist. Siehe Itzgefs Lectures an
surgical patlwlogy 1853, V01. I, 6, 7, 434; Carpenterlv Helm. physiol. 192, 193, 222;
Anivnal ohevnistry II, 426; Heule, Anatomie gänärale I1, 172. Ueber den
PhOSphQr im Gehirn siehe auch das neuere sehr gute Werk von Robin e! Verdeü,
(lkimie anatomique I, 215, II, 348, Paris 1853. Nach ihnen wurde das Dasein
von Phosphor im Gehirn zuerst von Hensing im Jahr 1779 angegeben.
kli-