Volltext: Geschichte der Civilisation in England (Bd. 1, Abth. 1)

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des Engl. 
Geschichte 
VOIII 
Geistes 
16. bis zum 
J ahrh. 
In unbedeutenden Dingen lasst sich dies vielleicht ohne Gefahr 
thun, obwohl auch da ohne Nutzen, wie der fortdauernde Wechsel 
in den Gesetzen jedes Landes hinlänglich beweist. Aber hinsicht- 
lich grosser und wesentlicher Maassregeln, die auf das Schicksal 
eines Volkes Einfluss haben, ist solche Vorwegnahme der Zukunft 
schlimmer als unnütz,  sie ist im höchsten Grade schädlich. Bei 
dem gegenwärtigen Zustande unsers Wissens ist die Politik noch 
weit davon entfernt, eine Wissenschaft zu sein, sie ist vielmehr 
eine Kunst, die weiter zurück ist als alle andern, und für einen 
Gesetzgeber ist das einzig sichere Verfahren, dass er sein Genie 
dazu anwendet, zeitweilige Aushülfsmittel für den jedesmaligen 
Nothfall zu findenf") es ist sein Geschäft, der Zeit zu folgen 
und nicht ihre Leitung zu versuchen. Er sollte sich damit begnü- 
gen, eine Einsicht in Das zu gewinnen, was um ihn her vorgeht, 
und sollte seine Pläne nicht nach den Begriffen, die er von seinen 
Vorfahren geerbt hat, sondern nach den wirklichen Erfordernissen 
seiner eigenen Zeit einrichten. Denn er kann sich darauf verlassen, 
die Bewegungen der Gesellschaft haben einen so reissend schnellen 
Gang angenommen, dass die Bedürfnisse einer Generation keinen 
Maasstab für die einer andern abgeben. Die Menschen, im dringen- 
den Gefühl ihres Fortschritts, sind des müssigen Geschwatzes über 
die Weisheit ihrer Vorfahren müde und werden die abgedroschenen 
und schläfrigen Maximen, durch die sie bisher betrogen wurden, 
von denen sie sich aber nicht lange mehr quälen lassen wollen, 
rasch bei Seite werfen. 
403) Sir G. Lewis überschätzt zwar! in seinem gelehrten Werk die Mittel der P0- 
litiker, giebt aber doch zu, "dass sie selten vorhersehen können, wie ihre Maass- 
regeln wirken würden." Das Buch heisst: Lezwls, On tlw metlwds of olzscrvrction and 
reasoning in Politios II, 360, 362. Ein Schriftsteller von Ruf, Illassan [Ilistoire clc 
la diplomatie I, 19), sagt: "Man muss gegen die Irrthümcr in der Politik sehr nach- 
sichtig sein, weil es sehr leicht ist, sie zu begehen; Irrthümer, zu denen manchmal 
die Weisheit selbst verleitet." Der erste Theil dieses Ausspruchs ist wahr genug, 
aber er enthält eine Wahrheit, welche der thörigten Neigung, sich in den natürlichen 
Gang der Angelegenheiten einzumischen (und dies ist der Charakter der Politiker 
selbst in den freiesten Ländern), Einhalt thun sollte. 
äohoäooi 
Pol: in Leipzig. 
Gedruckt bei E.
	        
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