Volltext: Geschichte der Civilisation in England (Bd. 1, Abth. 1)

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des 
Geschichte 
Engl. 
Geistes 
sich demüthig zu unterwerfen habe. Man glaubte, die Macht, Ge- 
setze zu geben, müsse allemal in den Händen weniger privilegirter 
Classen liegen, die Nation im Ganzen habe mit diesen Gesetzen 
nichts weiter zu thun, als ihnen zu gehorchenfoß) und es sei die 
Pflicht einer weisen Regierung, den Gehorsam des Volks dadurch 
zu sichern," dass sie es daran hindere, durch die Verbreitung von 
Kenntnissen sich aufzuklärenßl") Wir müssen es wirklich mit 
Bewunderung anerkennen, dass solche Begriffe und die gesetzgeberi- 
schen Pläne, die sich darauf gründeten, im Lauf eines halben Jahr- 
hunderts so gänzlich ausgestorben sind, dass sie selbst von den 
ordinärsten Geistern nicht länger vertheidigt werden, und was noch 
mehr zu verwundern ist, dieser grosse Umschwung wurde nicht 
durch irgend ein äussercs Ereigniss, auch nicht durch eine plötz- 
liche Volkserhebung, sondern einzig und allein durch eine sittliche 
Gewalt,  die stille, aber Alles vor sich niederwerfende Macht der 
öifentlichen Meinung, bewirkt. Dies habe ich immer für einen ent- 
schiedenen Beweis des natürlichen, und wenn ich so sagen darf, 
gesunden Fortgangs der Englischen Civilisation gehalten. Es ist 
das Zeichen einer Spannkraft und doch einer Nüchternheit des 
Geistes, wie sie keine andere Nation jemals entwickelt hat. Keine 
andere Nation hätte einer entschiedenen Gefahr anders, als durch 
eine Revolution, die vielleicht mehr "gekostet, als genützt haben 
möchte, entgehen können. In England hatte der Gang der Dinge, 
wie ich ihn seit dem 16. Jahrhundert anzudeuten versucht, das 
Volk mit einem Bewusstsein seiner Mittel und mit einem Geschick 
und einer Freiheit im Gebrauch derselben versehen, die zwar un- 
vollkommen, aber doch weit bedeutender waren, als sie irgend ein 
anderes der grossen Europäischen Völker besass. Ausserdem hatten 
noch andere Verhältnisse, die ich nachher erzählen willf") schon 
403) Bischof Horsley, der grosse Vertheidiger des Zustandes wie er war, sagte 
im Hause der Lords im Jahr 1'795: „Er wisse nicht, was die Masse des Volks in 
irgend einem Lande mit den Gesetzen weiter zu thun habe als ihnen zu gehorchen." 
Couke, Hist. of party III, 435; Godwin, On papulation 569. 
404) Lord Cockhurn sagt in Lzfe of Jqfrey, 1852, I, 67, 68: „Wenn es irgend 
ein Princip gab, das als unbestreitbar fast von allen Anhängern der Partei, die vor 
60 oder auch nur 50, je. vielleicht nur 40 Jahren in der Gewalt war, verehrt wurde, 
so war es dies, dass die Unwissenheit des Volks zu seinem Gehorsam gegen die Ge- 
setze nothwendig sei." Ein Grund war, "wenn man den Unterricht weiter ausdehne, 
würde sich das Verbrechen der Fälschung vermehren." Portefs Progress of the nazion 
III, 1205. 
405) Siehe die Kapitel IX, X über die Geschichte des bevormundenden Geistes.
	        
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