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bis zum
Jahrh.
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Wurzel geschlagen, ist aber so gross, dass sie trotz der Prüfung,
der sie unterworfen und trotz der Strafen, die ihren Vertheidigern
auferlegt wurden, nicht ertödtet, ja nicht einmal in ihrem Wachs-
thum gehindert werden konnten. Lehren, auf den Umsturz aller
Grundsätze der Freiheit gerichtet, wurden von dem Könige persön-
lich begünstigt, von der Regierung oiifen bekannt und von den
mächtigsten Klassen eifrig vertheidigt, und Gesetze, die mit diesen
Lehren im Einklang waren, wurden in unser Gesetzbuch eingetra-
gen und von den Gerichtshöfen mit aller Gewalt durchgeführt.
Jedoch Alles vergebens. In wenigen Jahren verlor sich dieses Ge-
schlecht; ein besseres nahm seine Stelle ein, und das System der
Tyrannei fiel zuBoden. Und so muss in allen Ländern, die
nur leidlich frei sind, jedes System fallen, das sich
dem Fortschritt des Geistes widersetzt und Maximen
und Institutionen in Schutz nimmt, die dem Genius des
Zeitalters zuwider sind. In einem solchen Kampfe ist das
endliche Resultat nie zweifelhaft. Denn die Kraft willkürlicher
Gewalt beruht nur auf wenigen Individuen. Diese mögen so ge-
scheidt sein als sie wollen, nach ihrem Tode können sie durch
zaghafte und unfähige Nachfolger ersetzt werden. Aber die Kraft
der öffentlichen Meinung ist solchen Wechselfällen nicht ausgesetzt,
die Gesetze der Sterblichkeit berühren sie nicht, sie blüht nicht
heute und welkt morgen dahin, sie hängt so wenig von dem Leben
einzelner Menschen ab, dass sie durch umfassende allgemeine Ur-
sachen bestimmt wird, die um eben dieser Allgemeinheit willen in
kurzen Perioden kaum bemerkt werden, aber wenn man lange
Perioden in Betracht zieht, alles Andere überwiegen und die kleinen
Künste, womit Fürsten und Staatsmänner den Gang der Dinge zu
stören und die Geschicke eines grossen und civilisirten Volks nach
ihrem Willen einzurichten denken, zur Unbedeutendheit herabsetzen.
Dies sind einleuchtende und allgemeine Wahrheiten, die kaum
von irgend Jemand in Zweifel gezogen werden, der eine genügende
Kenntniss der Geschichte besitzt und über das Wesen und die Ver-
hältnisse der neuern Gesellschaft hinlänglich nachgedacht hat. Aber
während der Periode, die wir betrachtet haben, wurden sie von
unsern politischen Regenten gänzlich vernachlässigt. Sie glaubten
nicht nur, sie könnten die Bildung der öffentlichen Meinung im
Zaum halten, sie irrten sich auch vollständig über die Absicht und
den Zweck der Regierung. Man glaubte in jenen Tagen, die Re-
gierung sei da für die Minderzahl, deren Wünschen die Mehrzahl