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des
Geschichte
Engl.
Geistes
als um der Religion willen geführt werden sollte, obgleich alle
Mittel der civilisirten Völker noch durch die rohen Leidenschaften
der Kreuzzügler belebt werden sollten, dennoch wollte er ihn nicht
rasch beendigt haben, es sollte ein dauernder Krieg werden, er
sollte in Permanenz sein, er muss, sagte Burke im Geiste brennen-
den Hasses, zu einem grossen Kriege in die Lange gezogen wer-
den: „ich spreche es mit Nachdruck aus, und wünsche es bemerk-
lich zu machen, zu einem langdauernden Kriegetäßä").
Es sollte ein Krieg sein, in dem man ein grosses Volk zwingen
wollte, seine Regierung zu ändern. Es sollte ein Krieg sein, mit
dem man strafen wollte; es sollte auch ein religiöser Krieg sein,
und endlich, es sollte ein langer Krieg sein. Hat es je einen
Menschen gegeben, der sein Geschlecht mit so ausgedehnten, so
gründlichen und so in die Länge gezogenen Leiden heimzusuchen
wünschte? Solche grausame, solche rücksichtslose und doch so
überlegte Ansichten würden, wenn sie von einem Nicht-Wahnsinnigen
ausgesprochen wären, auch den obscursten Politiker unsterblich
machen, sie würden seinen Namen mit unvergänglicher Schmach
beladen. Denn wo finden wir, selbst beiden unwissendsten und
blutdürstigsten Staatsmannern, solche Gesinnungen? Und doch gehen
sie von einem Manne aus, der noch vor wenigen Jahren der aus-
gezeichnetste politische Denker war, den England je besessen. Uns
bleibt nichts übrig, als über den Schiffbruch eines so edlen Herzens
zu trauern. Weiter sollte Niemand gehen. Mit Ehrfurcht mögen
wir die mächtige Ruine ansehen, aber in das Geheimniss ihres
Verfalls suche Niemand einzudringen, wenn er nicht, um mit einem
unsrer grössten Meister zu sprechen, sagen kann, wie man einen
kranken Geist heilen, die Leiden, die in dem Gedachtnisse wurzeln,
herausnehmen und die Qualen, die in das Gehirn geschrieben sind,
auslöschen kann.
Es ist eine Befreiung, sich von einem so schmerzlichen Gegen-
stande wegzuwenden, sollten wir auch zu der kleinlichen Trödel-
politik des Englischen Hofes heruntersteigen, und in der That, die
Geschichte der Behandlung, welche der berühmteste unsrer Politiker
erfuhr, ist höchst charakteristisch für den Fürsten, unter dem er
lebte. Während Burke sein Leben in grossen öffentlichen Diensten
356) Letters an a regdpide peace in. Burkäs Werks II, 291. In diesem grauen-
vollen Satze, vielleicht dem grauenvollsten, den jemals ein Englischer Politiker ge-
schrieben hat, ist das unterstrichene Wort nicht von mir, es ist im Text unterstrichen,