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bis zum
Jahrh.
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wurde. Das Gleichgewicht war erschüttert und das richtige Ver-
hältniss in jenem Riesengeiste gestört. Von diesem Augenblick an
wuchs sein Mitleid mit gegenwärtigem Unglück so heftig, dass er
die Erinnerung an die Tyrannei, wodurch das Unglück hervorge-
rufen war, gänzlich verlor. Seine Seele, sonst so ruhig und so Wenig
von Vorurtheil und Leidenschaft beherrscht, verlor ihr Gleichgewicht
unter dem Druck von Ereignissen, die tausend Köpfe verwirrten! ' G)
Und wer den Geist seiner letzten Werke mit der Zeit ihrer Ver-
öffentlichung zusammenhalten will, wird finden, wie sehr diese
unglückliche Veränderung durch den bittern Verlust erschweit wurde,
von dem er sich nie erholte, und der allein im Stande war, einen
Mann, bei dem die Strenge der Vernunft durch die Wärme des
Gefühls so schön im Gleichgewicht gehalten wurde, um den Ver-
stand zu bringen. Unvergesslich bleiben die rührenden und
schönen Ausdrücke über den Tod seines einzigen Sohnes, der
seine Seelenfreude und der Stolz seines Herzens war, und dem er
so gerne die Erbschaft seines unsterblichen Namens hinterlassen
hatte. Unvergesslich bleibt uns das Bild der Betrübniss, mit dem
der edle Mann seinen unendlichen Schmerz ausdrückt: „Ich lebe
in einer traurigen Umkehr. Die mir hätten. folgen sollen, sind mir
vorangegangen, die meine Nachkommenschaft hätten sein sollen,
sind an den Platz meiner Vorfahren getreten . . Ein Sturm ist
über mich hingegangen und ich liege da, wie eine der alten Eichen,
die der letzte Orkan um mich her nieder-geworfen hat; ich bin
aller meiner Ehren beraubt, ich bin mit der Wurzel ausgerissen,
und liege hingestreckt auf der Erdef" ' 1)
Es hiesse vielleicht einer krankhaften Neugier nachgeben, wenn
man den Schleier lüften und versuchen wollte, dem Verfall eines
316) Alle grossen Revolutionen wirken unmittelbar auf die Vermehrung des Wahn-
sinns, so lange sie dauern und wahrscheinlich noch einige Zeit hinterher; aber in
dieser wie in mancher andern Hinsieht steht die Französische Revolution einzig da
mit der Zahl ihrer Opfer. Ueber den schrecklichen, aber interessanten Gegenstand
des Wahnsinns in Folge der Ereignisse am Ende des 18. Jahrhunderts in Frankreich
vergl. Pritchard, On insanity in relation (o jurispreedence 90; dessen treaiise an insemity
161, 183, 230, 339; Esquirol, Jllaladies mentales 1, 43, 53, 54, 66, 211, 447, II,
193, 726; Feuvhiersleben, Medical psyolzology 254; Georgct, De 1a folic 156; Pinel,
Traitä sur Faliänation mentale 30, 108, 109, 177, 178, 185, 207, 215, 257, 349, 392,
457, 481; Aliswls Hist. of Europe III, 112.
3") Burkzfs: Works II, 268.
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