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Geschichte
Engl.
des
Geistes
man zu ersticken versucht haben würde, wenn sich Krone und
Kirche zusammengethan hätten. Selbst so wurden noch gelegent-
lich Versuche gemacht, aber verhältnissmässig selten, und es fehlte
ihnen die Kraft, welche sie gehabt haben würden bei einer engern
Verbindung der geistlichen und weltlichen Autoritäten. Der Zustand
War so günstig, dass die alte 'I'orypartei, gedrängt vom Volke und
verlassen von der Krone, länger als 40 Jahre hindurch keinen An-
theil an der Regierung erhalten konnteß") Zugleich machte man
in der Gesetzgebung, wie wir gleich sehen werden, bedeutende
Fortschritte und unser geschriebenes Landesgesetz aus dieser Zeit
enthält hinlängliche Beweise für das Herunterkommen der mächtigen
Partei, die England einst ganz allein regiert hatte.
Aber durch den Tod Georgs II. wurde die Politik plötzlich
eine andere, und die Wünsche des Königs traten noch einmal mit
den Interessen des Volks in Widerstreit. Dies war um so gefähr-
licher, Weil, oberflächlich angesehen, die Thronbesteigung Georg's III.
als eins der glücklichsten Ereignisse, die nur hätten stattfinden
können, erscheinen musste. Der neue König war in England ge-
boren worden, sprach das Englische als seine Mutterspraeheftß)
und man sagte, er betrachte Hannover als ein fremdes Land, dessen
Interessen von untergeordneter Bedeutung wären. '49) Zugleich
waren die letzten Hoffnungen des Hauses Stuart jetzt zerstörtfä")
247) „Das Jahr 1762 bildet einen Zeitabschnitt in der Geschichte der beiden
Parteien, denn es sah die Zerstörung des Monopols von Ehrenämtern und Einkünften,
welche die Whigs 45 Jahre lang inne gehabt hatten." (Jooke, Hist. of party 11, 406;
Albemarlefs Menzoirs of Buckingham II, 92. Lord Bolingbroke sah deutlich vorher, was
die Folge der Thronbesteignng Georg's I. sein würde. Gleich nach Annafs Tode schrieb
er an den Bischof von Rochester: „Aber der Kummer meines Herzens ist, dass ich
die Torypartei unzweifelhaft verloren sehe." Macphcrsoifs Original papers I1, 651.
143) Grosley, der England nur fünf Jahre nach Georgs 111. 'l'hronbesteigung be-
suchte, spricht von dem grossen Eindruck, den es auf die Engländer gemacht hätte,
als sie hörten, dass der König ihre Sprache ohne fremden Accent aussprechen konnte.
Graslegßs Tour _to London II, 106. Es ist bekannt, dass der König in seiner ersten
Rede sich rühmte, ein Brifte zu Sein; aber vielleicht ist es weniger allgemein be-
kannt, dass die Ehre auf Seiten des Landes war: "Welchen Glanz, sagte das Haus
der Lords in seiner Adresse an ihn, welch einen Glanz wirft es auf den Briti-
schen Namen, wenn Sie, Sir, geruhen, sich denselben zum Ruhme anzurechnen."
Parl. kist. XV, 986.
949) Pur-l. bist. XXIX, 955. Ufalgaole": Jllem. of George III, I, 4, 110.
950) Die Thronbesteigung Georgs III. wird gewöhnlich als die Zeit angegeben,
wo der Englische Jacobinismus erlosch. Butler": Revninisc. II, 92. "Als der König