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bis zum
Jahrh.
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sehr geringen Theil der Gesellschaft beschränkt gewesen waren,
wurden jetzt weit und breit bekannt, und erregten Zweifel, die
dem Volke Steif zum Denken gaben. So wurde der Geist der
Forschung von Jahr zu Jahr thätiger und allgemeiner; der Wunsch
nach Reform war fortdauernd im Wachsen, und wenn die Angele-
genheiten ihren natürlichen Lauf hatten nehmen können, so würde
das 18. Jahrhundert nicht ohne entscheidende und wohlthätige Re-
formen in Staat und Kirche vorüber gegangen sein. Aber kurz
nach der Mitte dieser Periode entstanden unglücklicherweise eine
Menge politischer Combinationen, die den Lauf der Ereignisse
störten, und am Ende eine Krisis hervorbrachten, die so gefährlich
war, dass sie bei jedem andern Volke sicher mit dem Verlust der
Freiheit oder mit einer Auflösung der Regierung geendet haben
würde. Diese verderbliche Reaction, von deren Wirkungen sich
England vielleicht kaum noch erholt hat, ist nie nur einigermaassen
mit der Sorgfalt studirt worden, die sie verdient; ja sie wird so
wenig verstanden, dass kein Historiker die Gegensätze zwischen
ihr und jener grossen geistigen Bewegung hervorgehoben hat, von
der ich so eben die Umrisse angegeben. Deswegen, und auch um
dem gegenwärtigen Kapitel eine grössere Vollständigkeit zu geben,
will ich ihre wichtigsten Epochen untersuchen, und so weit ich ver-
mag, angeben, in welcher Verbindung sie mit einander stehen.
Nach dem Plan dieser Einleitung muss eine solche Untersuchung
natürlich sehr flüchtig bleiben, da sie keinen andern Zweck hat,
als den Grund zu den allgemeinen Prinzipien zulegen, ohne welche
die Geschichte nur eine Anhäufung empirischer Beobachtungen, ohne
Verbindung und daher ohne Bedeutung bleibt. Man muss auch
bedenken, dass wir um so mehr dem Irrthume unterworfen sind,
als die Verhältnisse, die wir zu betrachten haben, nicht socialer,
sondern politischer Natur sind, und dies darum, weil der Stoff zu
der Geschichte eines Volks umfassender, indirekter und darum
weniger der Zustutzung unterworfen ist, als der Stoff zur Geschichte
einer Regierung, und weil das Betragen einer geringen Anzahl
Menschen, wie der Minister und Könige, allemal launenhafter ist,
d. h. weniger durch bekannte Gesetze geleitet wird, als das Be-
tragen jener grossen Körperschaften, die man unter dem Namen
der Gesellschaft oder einer Nation zusammenfasstFU-l) Nachdem
m0) Die ansc-heinende Launenhaftigkeit bei geringer Anzahl entspringt aus der
Wirkung untergeordneter und gewöhnlich unbekannter Gesetze. Bei einer grossen An-