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des Engl.
Geschichte
Geistes
In Verbindung mit alledem fand sich eine entsprechende Aen-
derung in der Form und Bildung der Literatur selbst. Die strenge
und pedantische Methode, die unsere grossen Schriftsteller lange
in der Gewohnheit gehabt, passte schlecht zu der ungeduldigcn
und wissbegierigen Generation, die nach Kenntnissen dürstete und
daher die Dunkelheiten nicht mehr ertragen wollte, die man früher
nicht gewahr geworden. Daher kam es, dass früh im 18. Jahr-
hundert die kräftige, aber sehwerfällige Sprache und die langen
verwickelten Satze, die unsern alten Autoren so natürlich waren,
ungeachtet ihrer Schönheit plötzlich beseitigt und durch einen leich-
teren einfacheren Stil ersetzt wurden, der sich rascher verstehen
liess und daher besser zu den Bedürfnissen der Zeit passteßm)
L
darüber einverstanden gewesen zu sein, dass sich die Masse des Volks bei der Ent-
scheidung ihrer Vorgesetzten zu beruhigen habe und ihren eigenen Verstand in der
Sache weder brauchen solle noch könne." Dics ist gut dargestellt und ganz richtig
und wäre zu vergleichen mit der Klage in Walnyieldls Lzfe of himsdf II, 21; Niclwlä
Lit. zmec. qf tlzre 18. cent. VIII, 144 und Hodgsonis- Life qf Bislmp Poneus 73, 74,
122, 125, 126. S. auch eine Rede von Mansfield von 1781, Parl. ltist. XXII, 265,
wo ein Versuch gemacht wurde, die "theologische Gesellschaft" abzuschaffen. Die
ganze Debatte ist lesenswcrth, nicht wegen ihres Werthes, sondern weil sie von dem
vorherrschenden Geiste zeugt.
236) Goleridge (Lit. renzaiazs I, 230 seq.) hat einige interessante Bemerkungen über
die Schwankungen im Englischen Styl gemacht und bemerkt S. 238 mit Recht: "nach
der Revolution sei der Geist der Nation viel eommercielleregeworden als er vorher
war; ein gelehrter Körper oder eine Klerisei als solche verschwand allmälig und die
Literatur im Ganzen begann sich an das gemeine gemischte Publicum zu wenden."
Dann fährt er fort und beklagt diese Aenderung; darin aber stimme ich nicht mit
ihm überein; siehe auch Tlw fricml I, 19, wo er den modernen Styl mit dem "statt-
lichen Gange und den schweren Evolutionen" der grossen Schriftsteller des I7. Jahr-
hunderts vergleicht. Siehe über diese Aenderung auch die Vorrede zu Nadir Schulz
in Worlus of Sir TV. Jones V, 544 und in Earjbrafs Lzfe zfliuvyess 40, 41 einen
merkwürdigen Brief von Monboddo, dem letzten unserer wirklich grossen Pedanten,
der sich über diesen Charakterzug des modernen Styls beklagt. Er nennt ihn ver-
ächtlich einen "kurzgesehnittenen Styl" und wünscht zu dem "echten alten Geschmack"
mit „vie1en Parenthesen" zurückzukehren!
In Wahrheit war diese Bewegung nur ein Theil von der Richtung der Zeit, die
verschiedenen Klassen der Gesellschaft einander näher zu bringen. Dies zeigte sich
zuerst im I8. Jahrhundert deutlich und beherrschte die Schriftsteller nicht nur in
ihrem Styl, sondern auch in all ihren geselligen Gewohnheiten. Hume bemerkt, in
der frühern Zeit hätten die Gelehrten sich zu sehr von der Welt abgeschlossen, in
seiner Zeit aber wären sie ilmgäilglicher geworden. Essay V, in Hwmeir Plzilos. Worlcs
IV, 539, 540. Dass Philosophen Leute von Welt würden, wird auch in einer merk-
würdigen Stellelim Alciphron, Dial. I, Bcrlcelegfs Werks I, 312 bemerkt, und über