Volltext: Geschichte der Civilisation in England (Bd. 1, Abth. 1)

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Geschichte 
des Engl. 
Geistes 
Mittelpunkt wurden, um den die Feinde der Kirche sich bequem 
schaaren konnten. Und was vielleicht noch Wichtiger ist, die Ord- 
nung, Regelmässigkeit und Oeifentlichkeit, wodurch sich ihr Ver- 
fahren im Ganzen auszeichnete, unterschieden sie vortheilhaft von 
andern Sekten, erhoben sie gleichsam zum Nebenbuhler der Staats- 
kirche und verringerten jenen exclusiven und aberglaubischen Re- 
spect, den man einst der Staatskirehe und ihrer Hierarchie zollteß 0 a) 
Aber so interessant dies ist, so bildet es doch nur einen Schritt 
in dem grossen Prozess, durch den die geistliche Macht geschwächt 
und unsern Mitbürgern eine religiöse Einheit errungen wurde, die 
zwar unvollkommen, aber innner noch bei weitem mehr ist, als 
irgend ein anderes Volk besitzt. Unter den vielen Anzeichen dieser 
grossen Bewegung sind zwei von besondrer Wichtigkeit: die Tren- 
nung der Theologie zuerst von der Moral und dann von der Politik, 
die erstere am Ende des 17. Jahrhunderts, die letztere in der Mitte 
des 18. Und es ist ein auffallendes Zeichen der Abnahme des alten 
kirchlichen Geistes, dass Beides von Geistlichen selbst begonnen 
wurde. Cuinberland, Bischof von Peterborough, versuchte zuerst 
ein llloralsystem ohne Hülfe der Theologie aufzubauenßoö) War- 
burton, Bischof von Gloucester, behauptete zuerst, der Staat habe 
die Religion nicht mit Rücksicht auf Offenbarung, sondern auf 
905) Dass der Wesleyenismus den Abfall von der Kirche beförderte, indem er ihm 
einen geordneten Charakter gab, einigermaassen der Kirchendisciplin ähnlich, wird 
ganz richtig bemerkt von Bogue und Bennelf, Hist. qf Dies. III, 165, 166. Sie neh- 
men Wesley aber zu hart mit, obgleich es nicht zweifelhaft ist, dass er sehr ehr- 
geizig und übermässig herrschsüchtig war. Im Anfange seiner Laufbahn traehtete er 
nach höheren Dingen als die Puritaner unternommen, auf deren Anstrengungen, be- 
sonders im 16. Jahrhundert, er einigermaassen verächtlich herabsah. So 1'747, nur 
acht Jahre nach seiner Auflehnung gegen die Kirche, wundert erisieh in seinem Tage- 
buch „über die Sehwaehköpßgkeit jener heiligen Bekenner (der Puritaner unter Elisa- 
beth), die zum Theil ihre Zeit und Kräfte damit vergeuden, über Chorroek und Ka- 
puze oder über das Kniecn beim Abendmahl zu disputiren!" Journals 249, den 
13. März 1747. Solcher Krieg befriedigte seinen aufstrebenden Geist wenig und aus 
dem Geist seines umfangreichen Tagebuehs und den sorgfältigen und weitsehenden 
Einrichtungen", die er zur Ilandhabung seiner Secte machte, ist es klar dass dieser 
grosse Schismatiker umfassendere Absichten hatte als seine Vorgänger und dass cr 
eine Einrichtung treffen wollte, die der Staatskirche einen Nebenbuhler gäbe. 
20a) Hanam (Hist. qf Europa III, 390) sagt, "Clnuberland säieine der erste christ- 
liche Schriftsteller gewesen zu sein, der systematisch die Moralpzincipicn unabhängig 
von der Offenbarung darzulegen gesucht." Wlwwelßs Hist. of mor. phil. in England 
12, 54. Die Gefahren, die Theologie zur Grundlage der Moral zu machen, werden 
jetzt ziemlich richtig eingesehen; am klarsten zeigt dies Omnte, Traitä de lägislation
	        
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