Goschichtsforschung.
der
Hülfsquellen bei
glauben dürfen, dass ihre Handlungen von einem willkürlichen
und persönlichen Princip abhängen, das jedem eigenthümlich ist,
wie die Willensfreiheit und dergleichen. Es wird daher im höch-
sten Grade wichtig, uns zu vergewissern, 0b in dem ganzen ethi-
schen Betragen einer gegebenen Gesellschaft eine Regelinassigkeit
existirt oder nicht; und gerade dies ist eine von den Fragen, zu
deren Entscheidung uns die Statistiker einen Stoff von unschätz-
barem Werthe darbieten.
Aus der Hauptabsicht der Gesetzgebung, den Unschuldigen
gegen den Schuldigen zu schützen, folgte ganz natürlich, dass die
Europäischen Regierungen, sobald sie die Wichtigkeit der Statistik
gewahr Wurden, einen Nachweis über die Verbrechen sammelten,
deren Bestrafung man von ihnen erwartete. Dieser Nachweis ist
fortwährend bereichert worden und bildet jetzt einen eigenen grossen
Literaturzweig, welcher, mit den Erläuterungen dazu, eine unge-
heure Masse von Thatsachen enthält, die so sorgfältig gesammelt
und so gut und mit solcher Uebersichtlichkeit geordnet sind, dass
man aus ihnen über die sittliche Natur des Menschen mehr lernen
kann, als aus der Erfahrung aller früheren Zeitalter zusammenge-
nommen") Aber da ich in dieser Einleitung unmöglich auch nur
annähernd vollständig die Folgerungen andeuten kann, welche der
gegenwärtige Stand der Statistik uns zu ziehen erlaubt, so werde
ich mich begnügen, zwei oder drei der wichtigsten vorzunehmen
und ihren Zusammenhang nachzuweisen.
Von allen Verbrechen, sollte man vermuthen, müsse der Mord
eins der willkürlichsten und unregelmassigsten sein. Wenn wir
nämlich bedenken, dass er, obgleich in der Regel die Krone eines
langen lasterhaften Treibens, oft die unmittelbare Folge einer schein-
bar plötzlichen Aufwallung ist; dass ein Mord mit Vorbedacht, um
auch nur die geringste Möglichkeit der Straüosigkeit zu haben, ein
n) Ich Sage dies mit gutem Bedacht; und wer diesen Gegenstand erforscht hat,
1111183 bemerkt haben, wie sehr die Schriftsteller über ethische Dinge die Gemeinplätze
und Meitgetretenen Ansichten ihrer Vorgänger wiederholen, so dass man am Ende
Seiner Lßütüfß Oben S0 sehr im Dunkeln ist, als am Anfange. Die sorgiältigsten Er-
giündßr 1165 nlenschlichßn Herzens sind bisher die Dichter gewesen, vornehmlich Homer
und shßkesPeaYeä aber diese ausgezeichneten Beobachter gaben sich hauptsächlich mit
den concreten Erscheinungen des Lebens ab; und wenn sie eine Analyse vornahmen,
wie Sie es Wahrscheinlich gethan, haben sie diese Schritte nicht mitgctheilt und wir
können jetzt ihre Schlüsse nur empirisch nachweisen. Der grossc Fortschritt der Sta-
tistiker besteht in de!" Anwendung der Methode des Durohschnittlichen auf diese Un-
tersuchungcn, woran vor dem 18. Jahrhundert kein Mensch gedacht hat.