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bis zum
Jahrh.
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Bischofthums, den Ansichten, worauf in England die Autorität der
Geistlichkeit beruht, einen harten Schlag beigebracht hatte! 56)
Während dies die öffentliche Meinung in Bewegung setzte,
waren natürlich Aller Augen auf die Bischöfe gerichtet; sie hatten
zwar viel von ihrer früheren Macht verloren, wurden aber doch
noch immer von einer grossen Mehrzahl des Volks als die Hüter
der N ationalreligion geachtet. Aber in diesem kritischen Augenblick
waren sie so verblendet, sei es durch ihren Ehrgeiz, sei es durch
ihre Vorurtheile, dass sie einen Weg einschlugen, der von allen
ihrem guten Namen am nachtheiligsten war. Sie machten plötzlich
den Versuch, die politische Bewegung, die sie selbst hauptsächlich
angestiftet, rückgängig zu machen. Ihr Betragen dabei bestätigt
vollkommen die Darstellung ihrer Beweggründe, die ich so eben
gegeben habe. Wären sie bei ihrer Unterstützung der einleitenden
Maassregeln zur Bewirkung der Revolution von dem Wunsche ge-
leitet worden, die Nation vom Despotismus zu befreien, sie hatten
jenen grossen Mann, bei dessen Herannahen der Despot floh, eifrig
willkommen geheissen. Dies würde die Geistlichkeit gethan haben,
wenn sie ihr Vaterland mehr als ihren Stand geliebt hätte. Aber
sie that grade das Gegentheil, weil sie die erbärmlichen Interessen
ihrer Kaste der Wohlfahrt des ganzen Volks vorzog und weil
sie lieber ihr Vaterland unterdrückt, als die Kirche gedemüthigt
sehn wollte. Fast alle Bischöfe und Geistlichen hatten noch vor
wenigen Wochen lieber dem Zorn ihres Königs die Stirn geboten,
als ein Toleranzedikt in den Kirchen verlesen, und sieben der be-
deutendsten Bischöfe hatten sich in derselben Sache willig der Ge-
fahr eines öifentlichen Prozesses vor den gewöhnlichen Gerichtshöfen
ausgesetzt. Dieses kühne Verfahren wollten sie eingeschlagen haben
nicht weil sie gegen Duldung, sondern weil sie gegen die Tyrannei
455) Burnet (Own tinze IV, 50) sagt von der Geistlichkeit im Jahr 1689: „De1'
König war ihnen verdächtig wegen seiner Begünstigung der Dissenter; aber vornehm-
lich weil er in Schottland die Bischöfe abschaftc und zur Einführung der Presby-
terien seine Zustimmung gab." Ueber diese grosse Veränderung s. Bayue und Ben-
nett, Bist. qf tlw Dissenters II, 379 -84; Barrgfs Hist. of tlze Orkney Islands 257;
Neal, Hist. of tlw Puriians V, 85, 86; Samers, Trwcts IX, 510, 516, wo man sich
fürchtet, Wilhelm möge auch in England die Bischöfe abschaffen. Der Schriftsteller
Sagt ganz richtig 522: „W'enn wir das Jus divinum der Bischöfe inßchottland auf-
geben, so müssen wir es auch in England thun. Und dann hängen wir ganz von der
Willkür ab." X, 341, 503. Latlilmry, Hist. of covwocation 277, 278; Macphersovfs
Omlyimll papers I, 509.