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bis zum
18. Jahrh.
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sehaft, welche wir uns selbst zuzuschreiben haben, zu verbessern,
und schämen uns nicht, öffentlich in unseren Kirchen die Religions-
übung dadurch herunterzusetzen, dass wir sie zu einem Mantel
machen, unsere Unwissenheit darunter zu verbergen, statt sie olfen
einzugestehnß") S0 lehrt man den Bauer die wichtigsten Natur-
erseheinungen, die ihn betreEen, einem übernatürlichen Wesen zu-
zuschreibenßß) und ohne Zweifel ist dies eine von den Ursachen
der abergläubisehen Gefühle, wodurch sich das Landvolk so un-
vortheilhaft vor den Städtern auszeiehnetß S) Aber der Handwerker,
34) Dieser Zusammenhang zwischen Unwissenheit und Frömmigkeit besteht so ent-
schieden, dass manche Völker einen eigenen Gott für das Wetter haben, zu dem sie
beten. Anderswo, wo die Leute nicht so weit gehen, schreiben sie die Witterungs-
änderungen der Zauberei oder einer andern übernatürlichen Macht zu. Siehe Marinei":
Tonga Islands II, 7, 108; Tuekegfs Exped. to tlw Zaire 214, 215; Ellis, Hist. of
Madagasoar II, 354; Asiatin researclies VI, 193, 194, 297, XVI, 223, 342; Southey,
Hist. of Brazil III, 187; Davis, Chinese II, 154; Beausoäre, Hist. de Manioliee II,
394; Cudworth, Intellectucl system II, 539. Die Hindus schreiben den Regen über-
natürlichen Ursachen zu in ihrer Rig Veda, welches ihr ältestes Religionsbuch ist,
und haben seit der Zeit immer dieselben Ansichten beibehalten. Rig Veda Sanhita I,
p. XXX, 10, I9, 26, 145, 175, 205, 224, 225, 265, 266, II, 28, 41, 62, 110, 153,
158, 164, 166, 192, 199, 231, 258, 268, 293, 329; Journal of Asiat. soe. III, 91;
Oolemaifs Mythol. of the Hindus 111; Wardb View of the Hindoos I, 38; siehe
ferner zwei merkwürdige Stellen in dem Dabistan I, 115, II, 337; dann über die
"Regenmacher" 0atlin's Nwtk American Indiens I, 134-140; Buchanaofs Narth
American Indians 258, 260. Eine ganz ähnliche Klasse giebt es in Afrika nach
Mofafs Soutkem Afirica 305-325 und in Arabien nach Niebuhr, Deserißvtion de
VAraÖie 237, 238.
Im 9. Jahrhundert galt es in allen christlichen Ländern für ausgemacht, dass
Wind und Wetter das Werk von Zauberern wären; NeandeWs Hist. of tlw elmrelz. VI,
118, 139. Dass ähnliche Ansichten sich bis ins 16. Jahrhundert erhielten und selbst
von Luther bestätigt wurden, siehe Maury, Lägendes pieuses 18, 19, und endlich erst
vor 80 Jahren fand Swinburne, als er in Spanien war, dass die Priesterschaft auf
dem Punkte stand, die Oper zu schliessen, weil sie den Mangel an Regen dem Ein-
iiuss dieser gottlosen Unterhaltung zuschricb. Swinburnds Travels through ökßain in
1775 und 1776, I, 177, 2. Ausgabe, London 1787.
35) Einige Bemerkungen des hochwiirdigen Herrn Ward scheinen mir fast unvor-
sichtig zu sein, wenigstens seinem Stande keinen Vorschub zu leisten, da sie die Feind-
schaft zwischen ihm uud der Wissenschaft verstärken. Siehe Wardhs Ideal of a
Christian okurck 278. Was Coleridge gesagt hat in The friend III, 222, 223„ ver-
dient beachtet zu werden.
36) Kohl (in seinem Russland 365) findet, dass die ackerbauende Bevölkerung
in der blindesten Unwissenheit steckte und voller Vorurthcile sei, und es ist be-
kannt, dass er ein scharf beobachtender Reisender ist. Und Sir Robert Murchison, der
die Mittel zu ausgedehnten Beobachtungen hatte, spricht häufig von den leichtgläu-