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Geschichte
Geistes
des Engl.
tesfß) in welcher wir alle Eigenschaften seines späteren Werks
ohne den Skepticismus finden. Wirklich zeigt sich in der Religion
des Arztes eine Leichtgläubigkeit, welche ihr die Sympathie der
herrschenden Klassen gesichert haben muss. Von allen Vorurtheilen,
die damals den wesentlichen Bestand des Volksglaubens ausmach-
ten, wagte Browne nicht ein einziges anzutasten. Er glaubt an den
Stein der Weisen,54) an Geister und Schutzengelfs) und an's
Wahrsagen aus der Handß 6) Er versichert nicht nur ausdrücklich,
dass es wirklich Hexen gebe, sondern" fügt auch hinzu, wer ihr
Dasein leugne, sei nicht nur ein Ketzer, sondern auch ein Atheistß 1)
Er erzählt uns geflissentlich, er rechne seine Geburt nicht von der
Zeit, da er zur Welt gekommen, sondern von seiner Taufe, denn
ehe er getauft worden Wäre, könne man nicht sagen, dass er existirt
hätteßß) Zu diesen Zeichen seiner Weisheit setzt er noch hinzu,
je unwahrscheinlicher etwas sei, desto geneigter wäre er, ihm bei-
zustimmen; wenn etwas aber gänzlich unmöglich sei, dann wäre
er gerade deswegen bereit, es zu glaubenä")
Dies waren die Ansichten, die Sir Thomas Browne in dem
ersten seiner beiden grossen Werke der Welt verlegte. Aber in
seinen Untersuchungen über gemeine Irrthümer zeigt sich ein ganz
anderer Geist, und hätten wir nicht die entschiedensten Beweise,
so sollten wir kaum glauben, dass es von demselben Manne ge-
schrieben sei. Aber die Wahrheit ist, dass während der zwölf
53) Die genaue Jahreszahl ist nicht bekannt, aber Wilkin nimmt an, dass es
zwischen 1633 und 1635 geschrieben sei. Vorrede zu der Religio anediei in Browmfs
Werks II, p. IV.
54) Ebendaselbst II, 58.
55) Ebendaselbst II, 47.
55) oder wie er es nennt Ohiromantik; ebendaselbst II, 89.
57) "Ich für mein Theil habe immer geglaubt und jetzt 'weiss ich es, dass es
Hexen giebt; wer an ihnen zweifelt, leugnet nicht nur sie, sondern auch die Geister,
und ist hinten herum, aber ganz folgerichtig eine Art nicht Ketzer, sondern Gottes-
leugner." Ebeudaselisst II, 43, 44.
53) Ebendaselbst II, 64.
59) Relzlqio medici. Broumlfs Werks II, 13, 14. Schade, dass die Stelle zu lang
ist um sie auszuziehen. Dies ist das Dorado quia, impossibile est," ursprünglich eine
von den Absurditäten Tertullians, die einmal im Oberhause von dem Herzog von Ar-
gyle als die „a1te religiöse Maxime" angeführt wurde. Perl. hist. XI, 802. Vergl.
die sarkastische Bemerkung über diese Maxime in dem Essay oorwerning hzunan umler-
standing, Locken Werks I1, 271. Der Geist, der in diesem Ausspruch liegt, gab
Oelsus furchtbare Waffen gegen die Kirchenväter an die Hand. Neander, Hist. of the
chureh I, 227, 228.