VOM
16. bis zum
Iahrh.
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Jahren haben wir nicht ein einziges Originalwerk auf dem ganzen
Felde theologischer Streitfragen hervorgebracht. Seit mehr als
hundert Jahren ist die Gleichgültigkeit gegen diesen Gegenstand
so entschieden gewesen, dass nicht ein einziges werthvolles Werk
zu der ungeheuren Masse von Theologie hinzugekommen ist, welche
von Generation zu Generation unter denkenden Männern immer
mehr an Interesse verliertßs)
33) „Die Geistlichen in dem England unserer Tage, seine Bischöfe, Professoren
und Pfründenbesitzer sind keine Gottesgelehrten. Sie sind Logiker, Chemiker, vor-
trefdiche Mathematiker, Historiker, schlechte Commentatoren griechischer Dichter."
Tlwod. Pariser-K? Uritical und miscellaneous writings l848, S. 302. S. 33 sagt diese
bedeutende Autorität: „Aber was ist in unserm Jahrhundert in Englischer Sprache
an theologischer Gelehrsamkeit werthvolles und für unsere Zeit einschlagendes ge-
schrieben worden? Die Bridgewater treatises und die neue Ausgabe von Paley wir
müssen es mit Erröthemgestehen sind das Beste." Sir W. Hamilton (Discussioavs
am pkilosoplzy 1852, S. 699) spricht von dem Sinken der Britischen Theologie, ob-
gleich er die Ursache desselben nicht zu kennen scheint. Ward (Ideal of a Olwist-ian
clmrcli) bemerkt S. 405: „Ueber das Herunterkommen und in Verfallgerathen der
Theologie können wir uns nicht wundern, wenn wir sie auch noch so tief betrauern
mögen." Siehe auch Lord Jqfreyäv Essays IV, 337: "Warburton, denke ich, war
der letzte unserer grossen Theologen... Die Tage der Cudwortlfs und Barrow's, der
Hooker's und Taylor's sind längst vorüber." Dr. Parr war seit Warburton der einzige
Englische Theologe, der Gelehrsamkeit genug besass, sich als solchen geltend zu
machen, aber er weigerte sich immer, es zu thun, denn er wurde unbewusst durch
den Geist der Zeit daran verhindert. So schreibt er 1823 an den Erzbischof Magee:
"Was mich betrifft, so bin ich schon längst entschlossen, an theologischen Streitig-
keiten keinen thätigen Theil zu nehmen." Poor's Werks VII, 11.
Ebenso hat seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts kaum irgend Jemand die
Kirchenvater sorgfältig gelesen, ausser zu bloss historischen und weltlichen Zwecken.
Der erste Schritt dazu geschah in der Mitte des l7. Jahrhunderts, als man die Sitte
verliess, sie in Predigten anzufiihren. Bumefs Oum time I, 329, 330; Ormeäv Lzfe
of Owen 184. Darauf fielen sie rasch in Verachtung und der hochwiirdige Herr Dow-
ling (Stuoly of eaclesiastieal history .195) versichert, dass "Waterland, der 1740 starb,
der letzte unserer grossen Gelehrten in den Kjrchenvätern gewesen sei." Ich füge
noch hinzu: Neun Jahre nach Waterland's Tode fiel Warburton, nachmaligem Bischof
von Grloucester, die oifenbare Abnahme der theologischen Fachgelehrsamkeit so sehr
auf, dass er an Jortin etwas grob schrieb: "Auch das Geringste macht einen Gottes-
gelehrten unter unsern Predigern." S. seinen Brief von 1749 in Niclwliß Illustratioazs
of lit. bist. II, 173. Weitere Beweise darüber, dass die Geistlichen ihre Studien des
Alterthnms vernachlässigten s. in Jones" Memoirs of Hame, 3587m? "f Nlwwißk 68,
184 und in Dr. Knowlefs Klage von 1766 in Niclwls, Lit. amen. II, 130. Seitdem
hat man in Oxford Anstrengungen gemacht, um diesen Verfall aufzuhalten, ist aber
natürlich an dem allgemeinen Lauf der Dinge gescheitert. Der untergeordnete Werth
dieser Anstrengungen ist in der That so offenbar, dass einer der thätigsten Bebauu-
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