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bis zum
J ahrh.
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hinsichtlich derer sie schon gänzlich zufrieden gestellt sind. Die
das Dunkel nicht fühlen, werden sich nie nach dem Lichte um-
sehen. Sind wir über einen Punkt zur Gewissheit gelangt, so
untersuchen wir ihn nicht länger, denn die Untersuchung wäre
überflüssig oder vielleicht gar gefährlich. Der Zweifel muss da-
zwischen treten, ehe die Untersuchung beginnen kann.
Hier haben wir also den Zweifel als den Ursprung, jedenfalls als
den nothwendigen Vorläufer alles Fortschritts. Hier haben wir den
Skepticismus, dessen blosser Name den Unwissenden ein Greuel
ist, weil er ihre faule und selbstgefällige Gemüthsruhe stört, weil
er ihren geliebten Aberglauben beunruhigt, weil er ihnen die Mühe
der Forschung auferlegt und weil er selbst trage Geister aufregt
darnach zu fragen, 0b sich denn die Sachen so verhalten, wie sie
gewöhnlich angenommen werden und 0b alles das wirklich Wahr
sei, was man sie von Kindheit auf glauben gelehrt.
Je mehr wir dieses grosse Princip des Skepticismus prüfen,
desto deutlicher werden wir sehen, welch eine grosse Rolle er im
Fortschritt der Europäischen Civilisation gespielt. lch werde in
dieser Einleitung ausführlich beweisen, was ich hier nur im Allge-
meinen andeuten will, dass wir dem Skepticismus den Geist der
Forschung verdanken, der während der letzten zwei Jahrhunderte
nach und nach sich aller Gegenstände bemächtigt hat, der jeden
praktischen sowohl als speculativen Wissenszweig retormirt, das
Ansehen der privilegirten Klassen geschwächt und so einen sichern
Grund zur Freiheit gelegt hat, der den Despotismus der Könige
gestraft, die Anmaassung des Adels gezügelt und sogar die Vor-
urtheile des Priesterstandes yermindert hat. Mit einem Wort, der
Skepticismus hat die drei Grundirrthümer der alten Zeit aufgehoben,
Irrthümer, welche das Volk in der Politik mit zu grossem Ver-
trauen erfüllten, in der Wissenschaft zu leichtgläubig und
in der Religion zu unduldsam machten.
Dieser rasche Ueberblick über das, was wirklich geleistet wor-
den, mag vielleicht Einen oder den Andern überraschen, dem so
umfassende Forschungen etwas Neues sind. Das Princip, um das
es sich hier handelt, ist jedoch so bedeutend, dass ich mir vor-
genommen habe, es in dieser Einleitung durch die Prüfung aller
Hauptformen der Europäischen Civilisation zu bewähren. Dies wird
uns zu dem merkwürdigen Schlüsse fuhren, dass keine einzelne
Begebenheit auf die Verschiedenen Völker so allgemeinen Einfluss
ausgeübt hat, als der Grad und vor Allem die Verbreitung des
Buckle, Geseh. d. (Zivilisation. I. 19