der
histor. Literatur
Mittelalter.
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etwas nicht gerade genau und es war nicht wahrscheinlich, dass
irgend Jemand die Aeehtheit anfechten würde. Der Name des Erz-
bischofs von Rheims war freilich hinlangliche Empfehlung und so
finden wir, dass das Buch im Jahr 1122 die förmliche Billigung
des Papstes erhieltßs) und dass Vincent von Beauvais, einer der
berühmtesten Schriftsteller des 13. Jahrhunderts und Lehrer der
Söhne Ludwig's IX., es als ein werthvolles Werk erwähnt und als
die Hauptquelle für die Regierungszeit KarPs des Giossenß")
Ein so allgemein gelesenes und von den urtheilsfahigsten Rich-
tern anerkanntes Buch muss einen leidlichen Maassstab hergeben
zur Prüfung der Kenntnisse und Ansichten jener Zeit. Daher wird
eine kurze Notiz darüber für unsern gegenwärtigen Zweck nützlich
sein; sie wird uns zeigen, wie ausserst langsam die Geschichte
sich aufgenommen, wie sie fast unmerklich fortschritt, ehe ihr durch
die grossen Denker des 18. Jahrhunderts neues Leben eingehaucht
wurde.
Aus Turpin's Chronik erfahren wir, dass Karls Einfall in Spa-
nien auf unmittelbaren Antrieb des heiligen Jacob, des Bruders des
heiligen Johannes, stattfandß") Der Apostel, der den Angriff ver-
anlasst, ergriff alsdann auch Maassregeln, seinen Erfolg zu sichern.
Als Karl der Grosse Pampelona belagerte, leistete diese Stadt ihm
hartnäckigen Widerstand; aber sobald die Belagerer ein Gebet ver-
richtet hatten, fielen die Mauern plötzlich niederß 4) Darauf er-
oberte der Kaiser im Fluge das ganze Land, vernichtete fast alle
83) Der Papst Hstutuit, Historiam samati Oarolz" descrzjatmzz a beato Turpmo Rcmensi
archiepiscopo esse muilzcnticauz." Anm. in Turner VII, 250.
39) In seinem berühmten ßßeoulum „2'Z recommanzle spöcialcvnent les ätudes histori-
ques, dem il parait que Zu plzopart de ses contewmorains onäconnaissaienl Putiliiä; men's
Zorsqzßil indique los sources 05a ü puisera ce yenre (Pinstruction, c'est Turpin qu'il dä-
signe comme le princzpal lzistorien de Olzarlcmagne. IIist. lilt. de Fwmce XVLII, 474,
517; über seinen Einfluss in Spanien s. Tickmvr, IIisi. ef Span. lit. I, 222, 223.
90) Oaroli anagni Hist. ed. Ciampi 3, 5.
91) "Muri collapsi jämditus cow-zoerunt. De vita Uaroli 5; darüber bemerkt
Ciampi in seinen Anm. zu Turpm ganz ernsthaft 94, 95: "Questo fatto della presa
eli Pamplana ä rasa marwviglioso per la subitanea cuduta delle mura, a somiglianza delle
man; (15 Gering," Dies erinnert mich an eine Erzählung von Monconys, der 1663
Oxford besuchte und dem man ein Horn zeigte, welches diese alte Stadt aufbewahrte,
weil es eben so gemacht sein sollte als das, womit die Mauern von Jericho Umge-
blmsen wurden: "Las Juifs tienncnt, qm; leurs ancötres se servircnt de przreilles pour
abbatlre les muraillas de Jericho " Voyages da Moowmzys III, 95, Paris 1695.
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