der histor. Literatur
im Mittelalter.
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Andere Punkte in der Geschichte früherer Begebenheiten wurden.
mit derselben Leichtigkeit aufgeklärt. In Europa war viele Jahr-
hunderte hindiu-ch Schweinefleisch die einzige animalische Nahrung,
die allgemein im Gebrauch war; Rindfleisch, Kalbfleisch und Ham-
meliieisch waren verhaltnissmässig unbekannt." 8) Mit nicht ge-
ringem Erstaunen hörten daher die Leute von den Kreuzfahrern,
die aus dem Orient zurückkamen, dass sie bei einem Volk ge-
wesen wären, welches, wie die Juden, Schweinefleisch für unrein
hielt und nicht essen wollte. Aber dieses Erstaunen wurde ge-
hoben, sobald die Ursache dieser Sitte erklärt war; Der Gegen-
stand wurde von Mathew Paris, dem ausgezeichnetsten Historiker
des 13. Jahrhunderts und einem der Ausgezeichnetsten im Mittel-
alter überhaupt, in die Hand genommen") Dieser berühmte
Schriftsteller unterrichtet uns darüber, dass die Mahomedaner kein
Schweinefleisch essen wollen wegen eines ganz seltsamen Ereig-
nisses, das ihrem Propheten zustiess. Wir erfahren, dass Mahomed
sich einmal mit Essen und Trinken so überladen hatte, dass er
decine H, 481, 482, Paris 1815. Vergl. Hacker, 0m the black death 31, 32 in seinem
gelehrten Werk Epidemien: qf tke middle ages, welches die Sydenhamer Gesellschaft
herausgegeben hat.
78) In den heil. Büchern der Skandinavier gilt Schweinefleisch für das Haupt-
nahrungsmittel sogar im Himmel. Mallet, Northern aniiquities 105. Es war das
Hauptessen der Iren im 12. Jahrhundert. Ledwzbh, Antiq. of Irelmzd, Dubl. 1804,
370; auch der Angelsachsen in früherer Zeit. Turner, Hiat. of Engl. III, 22. Eben
so in Frankreich; Karl der Grosse hielt ungeheure Heerden von Schweinen in seinen
Wäldern, Anmerk. zu Ehprit des lois in den Oeuvres de Montesquieu 513. Wer in
Spanien kein Schweinefleisch mochte, wurde vor die Inquisition als des Judenthums
verdächtig gebracht. Llorente, Hist. de Pinquisition I, 269, 442, 445. Spät im
16. Jahrhundert gab es in Ungarn eine eigene Krankheit, die durch den Genuss des
Schweineileisches entstanden sein soll. Sprengel, Hist. de Zu mädecine III, 93; und
noch jetzt sind die barbarbischen Letten leidenschaftliche Liebhaber desselben. Kohl,
Russland 386, 381. In der Mitte des 16. Jahrhunderts finde ich, dass PhilipP II.
wenn er in England war, gewöhnlich Schinken zu Mittag ass, und oft ass 61' sich
krank daran. Ambassades de Messieurs de Noailles er: Anyleterre V, 240, 251, cd.
1763. Der Gesandte sagt, Philipp wäre ein „grand memgeur rmltre mesure de lard,
dant i! faict le plus sozwent son prima-Wal repus." Im Mittelalter "las Thuringims
payaient leur tribut an pures, la denräe In plus präcieuse de (eur pays." Oeurres de
Michelet n, 389.
79) Sismondi (Hist. des Frangais VII, 325, 326) lobt ihn sehr, und Mosheim
(Esel. hist. I, 313) sagt: "Unter den Historikern des 13. Jahrhunderts gebührt Mathew
Paris der erste Rang; er ist ein Schriftsteller von grossem Verdienst sowohl hinsicht-
lich seiner Kenntnisse als auch seiner Weisheit."