der
Hülfsquellen bei
Geschichtsforschung.
tes der Glauhenssatz hinzugefügt, dass durch ihn von Anbeginn
alle Dinge absolut vorherbestimmt und vorher geordnet sind.
Diese entgegengesetzten Ansichten von der Freiheit des Wil-
lens und von der Vorherbestimmungl) geben olme Zweifel eine
siehre und einfache Lösung der Rathsel unsers Wesens; und da
sie leicht zu verstehen sind, so sind sie so ansprechend für den
gemeinen Menschenverstand, dass selbst heutiges Tages die grosse
Mehrheit der Menschen zwischen beiden getheilt ist; und sie haben
nicht nur die Quellen des Wissens verfälscht, sondern auch reli-
giöse Secten hervorgerufen, deren gegenseitiger Hass die Gesell-
schaft in Verwirrung gestürzt und nur zu oft die Verhältnisse des
Familienlebens verbittert hat. Unter den ausgezeichneteren Denkern
Europafs wächst jedoch die Ueberzeugung heran, dass beide Leh-
ren Irrthümer sind oder dass Wir wenigstens keinen ausreichenden
Beweis für ihre Wahrheit haben. Und da die Sache von grosser
Wichtigkeit ist, so wollen wir sie hier sogleich so weit aufklären,
als es uns die Schwierigkeiten, die mit solchen Fragen verknüpft
sind, erlauben.
Wie man auch die Auskunft bezweifeln mag, welche ich von
dem waln-seheinlichen Ursprunge der Gedanken der Willensfreiheit
und der Vorherbestimmung gegeben habe; über die Grundlage, auf
welcher beide jetzt wirklich ruhen, kann kein Streit stattfinden.
Die Lehre von der Vorherbestimmung beruht auf einer theologi-
schen, die vom freien Willen auf einer metaphysischen Hypothese.
Die Anhänger der ersten gehen von einer Voraussetzung aus, wo-
7) Dass diese Ansichten, nach der gemeinen Denkmethode, nicht nur entgegenge-
setzt sind, sondern sich auch einander ausschliessen, würde allgemein anerkannt wer-
den, wenn nicht eben so allgemein das Verlangen herrschte, von jeder gewisse Punkte
zu_ retten; denn es gilt für gefährlich die Freiheit des Willens aufzugeben, wodurch
man die sittliche Verantwortlichkeit schwächen würde, und für eben so gefährlich die
Vorherbestimmung aufzugeben, denn dadurch würde man der Macht Gottes zu nahe
treten. Es sind daher wiederholt Versuche gemacht worden, Freiheit und Nothwen-
digkeit zu versöhnen und die Freiheit des Menschen mit dem Vorherwissen Gottes in
Harmonie zu setzen; vergl. Locke's merkwürdigen Brief an Molineux (Werke VIII, p. 305),
und die Ausführung in einer von Bentley's Predigten (Monhls Life qf Beniley II, p. 7,
8); ferner Ritter, Geschichte der alten Philosophie Bd. IV; Tennemann, Geschichte der
Philv-Yvpißiß Bd- W: s- 301-304; Uoplestovfs Inquiry into the dvcirihßß of neecssity
Md prcdeetination p. 5, 7, 56, 69, 70, 85, 92, 108,136; Mosheirrfs Kirchengeschichte
Bd. 1 und 2; lifeandefa Kirchengeschichte im 4. Bande; Bishop of Lincoln on Tcrtul-
licm, 1845, p. 233; Hodgson On Buddhism, in Transac. of Asiatic society vol. II,
p. 232.