Sechstes
Kapitel.
der
Ursprung
der
und Zustand
Geschichte
historischen Literatur
Mittelalter.
Ich habe dem Leser jetzt eine Untersuchung der Hauptumstände
Vorgelegt, denen der Fortschritt der Civilisation gewöhnlich zuge-
schrieben wird, und bewiesen, dass sie, weit entfernt davon, die
Ursache der Oivilisation zu sein, höchstens ihre Wirkungen sind
und dass, wenn auch Religion, Literatur und Gesetzgebung ohne
Zweifel den Zustand der Menschheit beeinflussen, sie doch noch
mehr von ihm beeiniiusst werden. Sie können in der That, wie
wir deutlich gesehen haben, selbst wenn sie in der günstigsten Lage
sind, nur eine untergeordnete Wirkung ausüben, denn wie wohl-
thätig auch anscheinend ihr Einfluss sein mag, sie selbst sind immer
das Product vorhergegangener Veränderungen, und deren Wirkungen
werden verschieden ausfallen nach der Verschiedenheit der Gesell-
schaft, worauf sie zu wirken haben.
So hat sich bei jeder weiteren Erörterung das Feld der gegen-
wärtigen Untersuchung enger zusammengezogen, bis wir Grund ge-
funden haben zu glauben, dass wir die Zunahme der Europäischen
Civilisation einzig dem Fortschritt der Wissenschaft verdanken und
dass deren Fortschritt von der Menge der Walnheiten abhängt,
welche der menschliche Geist entdeckt, und von dem Grade, in
welchem sie verbreitet sind. Um diese Ansicht zu unterstützen,
habe ich bis jetzt nur solche allgemeine Gründe vorgebracht, die
eine sehr starke Wahrscheinlichkeit geben; um sie zur Gewissheit
zu erheben, wird es nöthig sein, sich an die Geschichte im wei-
testen Sinne des Wortes zu wenden. Auf diese Weise speculative
Schlüsse durch eine erschöpfende Aufzählung der wichtigsten ein-
zelnen Thatsachen zu bestätigen, ist die Aufgabe, die ich, soweit
meine Kräfte reichen, auszuführen denke, und im vorigen Oapitel
habe ich in der Kürze die Methode angegeben, nach welcher die
Untersuchung geführt werden soll. Ausserdem hat es mir geschienen,
dass die Principien, wie ich sie niedergelegt, auch durch eine an-