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der
Einiiuss
Religion,
haben Gesetze gegeben, welche die Leute gezwungen sind zu über-
treten, und die Strafe für diese Uebertretung fällt auf den, der
borgt, d. h. gerade auf die Klasse, zu deren Gunsten der Gesetz-
geber sich einmischte. 47)
In demselben Geiste der Einmischung und mit denselben fal-
sehen Ansichten von Schutz haben die grossen christlichen Regie-
rungen noch manches Andere gethan, das sogar noch mehr Schaden
angerichtet. Sie haben starke und wiederholte Anstrengungen ge-
macht, die Freiheit der Presse zu zerstören, und die Menschen
daran zu hindern, ihre Ansichten über die wichtigsten Fragen der
Politik und Religion auszusprechen. Fast in jedem Lande haben
sie mit Hülfe der Kirche ein ausgedehntes System literarischer Polizei
eingerichtet, deren einziger Zweck es ist, das unzweifelhafte Recht
jedes Bürgers, seinen Mitbürgern seine Ansicht vorzulegen, abzu-
schaffen. In den sehr wenigen Ländern, wo sie nicht bis zu diesen
aussersten Schritten gegangen sind, haben sie zu andern, weniger
gewaltsamen, aber ebenso wenig zu rechtfertigenden Mitteln ihre
Zuflucht genommen. Denn selbst wo sie nicht offen die freie Ver-
breitung des Wissens verboten haben, haben sie doch alles gethan,
was in ihrer Macht stand, um sie zu hindern. Auf alle Mittel des
Wissens, auf alle Mittel, wodurch es verbreitet wird, wie Papier,
Bücher, politische Journale und dergleichen, haben sie so schwere
Abgaben gelegt, dass sie es kaum ärger hatten machen können,
wenn sie die geschwornen Verfechter der Volksunwissenheit gewesen
waren. Ja wenn wir betrachten, was sie wirklich ausgeführt haben,
so kann man mit allem Nachdruck behaupten, dass sie den mensch-
lichen Geist besteuert haben. Sie haben selbst die Gedanken der
Menschen Zoll bezahlen lassen. Wer seine Gedanken Andern mit-
zutheilen und sein Möglichstes zu thun Wünscht, um den Schatz
unsers Wissens zu vermehren, muss erst seine Abgabe in den Staats-
schatz zahlen. Das ist die Strafe für den, der seine Mitmenschen
unterrichten will. Das ist der Raub, den die Regierung an der
Literatur begeht, bei dessen Empfange sie erst ihre Gnade gewährt
47) Der ganze Gegenstand der Wuchergesetze ist von Bentham so vollständig und
erschöpfend behandelt worden, dass ich nichts Besseres thun kann, als den Leser auf
seine ausgezeichneten Briefe zu verweisen. In Ray's Scianee sooiale III, 64, 65 ist
nur ein Theil der Frage und auch der sehr unvollkommen behandelt. Üßber die Noth-
wendigkeit des Wuchers, um die Wirkung einer Handelskrisis zu Inildern, s. Hill's
Principles qf polifical economg; II, 185.