Volltext: Geschichte der Civilisation in England (Bd. 1, Abth. 1)

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Einfiuss der 
Religion, 
seine Religion wieder beschwören, und fast auf jeder Stufe des poli- 
tischen Lebens hat er einen neuen Eid zu leisten, dessen Feierlich- 
keit oft im grellen Widerspruch mit den ordinären Verrichtungen 
steht, zu denen er das Vorspiel ist. Da auf diese Weise eine feier- 
liche Anrufung der Gottheit bei jeder Gelegenheit vorkommt, so hat 
sich ereignet, was man hätte erwarten können, dass Eide, die als 
etwas Gelauiiges auferlegt wurden, endlich zu etwas rein Formellem 
ausgeartet sind. Was leichtsinnig geschworen wird, wird leicht 
gebrochen, und die besten Beobachter der Englischen Gesellschaft, 
und zwar Beobachter, deren Charaktere sehr verschieden sind und 
die die entgegengesetztesten Ansichten hegen, stimmen alle darin 
überein, dass die Gewohnheit des Meineids in England, die un- 
mittelbar von der Regierung erzeugt wird, so allgemein ist, dass 
sie eine Quelle der nationalen Verderbniss geworden ist, den Werth 
des Zeugnisses der Menschen vermindert und das Vertrauen erschüt- 
tert hat, welches die Menschen natürlich in das Wort ihrer Mit- 
menschen setzen") 
Die offenbaren Laster und, was viel gefährlicher ist, die ver- 
borgene Corruption, welche auf diese Weise durch die unwissende 
Einmischung christlicher Regierungen im Schoosse der Gesellschaft 
erzeugt wird, ist wirklich ein peinlicher Gegenstand, aber ein solcher, 
den ich bei der Besprechung der Ursachen der Oivilisation nicht 
weglassen durfte. Es wurde leicht sein, die Untersuchung noch 
weiter fortzusetzen und zu zeigen, wie die Gesetzgeber bei jedem 
Versuch, besondere Interessen zu beschützen und eigenthümliche 
Principien aufrecht zu erhalten, nicht nur gescheitert sind, sondern 
auch Resultate erzielt haben, die denen, welche sie wünschten, 
gerade entgegengesetzt waren. Wir haben gesehen, dass ihre Ge- 
44) Erzbischof Whately sagt, was jetzt fast kein denkender lNIann in Abrede 
stellen wird: "Wenn die Eide abgeschalft würden, mit Belassung der Strafen für 
falsches Zeugniss, die keinen unwichtigen Theil unserer Sicherheit bilden, so würde, 
davon bin ich überzeugt, im Allgemeinen die Zeugenaussage glaubwürdiger sein als 
sie jetzt ist." Elements af rhetoric 47. Siehe auch Jeremy Bentlzamk TVorks II, 210, 
V, 19l_229, 454-46f3, VI, 314, 315; Orme, Life of Oweu 195; Loelcds iVorks IV, 6; 
Berkelegßs TVorlcs II, 196; WlzistonÄs Memoirs 33, 4i1-4B; Hamiltoßfs Discussions 
an pkilosoplzy und liierature 454, 522, 527, 528; Sir William Hamilton sehliesst so: 
"Aber wenn England hinsichts des Meineids sich in der Welt auszeichnet, so sind 
die Englischen Universitäten und besonders Oxford durch den Meineid in England 
ausgezeichnet." Vergl. Priestlegfs Memoirs I, 374 und Balcefs Ilzfe of Sir 17wmas 
Fermznl 188, 189.
	        
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