Volltext: Geschichte der Civilisation in England (Bd. 1, Abth. 1)

Literatur und Staatsregierung. 
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hat, so ist die Folge gewesen, dass jede Regierung ihren Unter- 
thanen grossen Schaden zugefügt hat, und zwar fast immer in der 
besten Absicht. Die Folgen ihrer Schutzpolitik zum Schaden des 
Handels und,was noch schlimmer ist, zur Vermehrung der Verbrechen, 
haben wir eben nachgewiesen und könnten zu jenen Beispielen un- 
zählige andere hinzufügen. So hielt es viele Jahrhunderte hindurch 
jede Regierung für ihre ernste Pflicht, religiöse Wahrheit zu beför- 
dern und religiösen Irrthum zu entmuthigen. Das Unheil, das da- 
durch angerichtet wurde, ist unberechenbar. Lassen wir alle andern 
Betrachtungen bei Seite und erwähnen wir nur die zwei Haupt- 
folgen, die Vermehrung der Heuchelei und des Meineids. Die Ver- 
mehrung der Heuchelei ist die unvermeidliche Folge, wenn man 
eine Strafe auf das Bekenntniss eines gewissen Glaubens setzt. 
Wie es auch mit dem Einzelnen sein mag, es ist gewiss, dass die 
Mehrheit der Menschen es sehr schwer findet, einer beständigen 
Versuchung sehr lange zu widerstehn; und wenn die Versuchung 
in der Form von Ehre und Gehalt an sie herantritt, so sind sie nur 
zu oft bereit, sich zu dem herrschenden Glauben zu bekennen, und 
zwar nicht ihren eignen Glauben, aber doch die äussern Zeichen, 
wodurch er zum öffentlichen Gegenstande gemacht wird, aufzugeben. 
Jeder, der dies thut, ist ein Heuchler, und jede Regierung, die 
einen solchen Schritt begünstigt, begünstigt Heuchelei und erzeugt 
Heuchler. So können wir also sagen, wenn eine Regierung eine 
Lockspeise daraus macht, dass die Bekenner eines gewissen Glau- 
bens gewisse Vorzüge geniessen sollen, so spielt sie die Rolle des 
alten Versuchers und bietet wie der böse Geist niedriger Weise das 
Gute dieser Welt Jedem, der seinen Glauben ändern und seine 
Ueberzeugung verleugnen will. Zu gleicher Zeit gehört es zu diesem 
System, dass mit dem Zunehmen der Heuchelei auch der Meineid 
sich vervielfältigt. Denn die Gesetzgeber, die wohl sahen, dass 
man sich auf solche Bekehrte nicht verlassen könne, haben der 
Gefahr durch die sonderbarsten Vorsichtsmaassregeln zu begegnen 
gesucht. Sie zwangen die Menschen, ihren Glauben wiederholt durch 
Eide zu bekräftigen und suchten so den alten Glauben gegen die 
Neubekehrten zu beschützen. Dieser Argwohn gegen die Beweg- 
gründe Anderer hatßVeranlassung zu Eiden aller Art und in jeder 
Richtung gegeben. In England muss sogar der Knabe, der in die 
höhere Schule kommt, Dinge beschwören, die er nicht verstehen 
kann und die selbst viel reifere Geister nicht die Fähigkeit haben 
zu überwältigen. Wenn er nachher ins Parlament kommt, muss er 
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