Volltext: Geschichte der Civilisation in England (Bd. 1, Abth. 1)

Literatur und 
Staatsregierung. 
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hatten. Diese Menschen, verzweifelt aus Furcht vor der Strafe M) 
und an jedes Verbrechen gewöhnt, bedeckten ihre Umgebung, führten 
in friedliche Dörfer früher nie gekannte Laster ein, verursachten 
den Untergang ganzer Familien und verbreiteten, Wohin sie kamen, 
Trunkenheit, Diebstahl und Ausschweifung, sie gewöhnten ihre 
Genossen an jene rohen und viehischen Lüste, die natürlich bei 
einem so vagabundirenden und gesetzlosen Leben Sitte wurden") 
Die zahlreichen Verbrechen, die daraus entstanden, 43) fallen den 
Europäischen Regierungen, die sie hervorriefen, zur Last. Die Ver- 
brechen wurden durch die Gesetze veranlasst, und nachdem man die 
Gesetze zurückgenommen, sind die Verbrechen verschwunden. Aber 
es wird kaum behauptet werden, dass die Interessen der Civilisa- 
tion durch eine solche Politik befördert wären, dass wir einem 
41) Das Gesetz aus dem 19. Jahr Georgs II., cap. 34, machte alle gewaltsamen 
Acte.des Schleichhandels, welcher den Gesetzen zum Trotz geführt wurde oder auch 
unter einem falschen Schein sie zu umgehen suchte, zu einem Kapitalverbrechen, ohne 
den -Beistand der Geistlichkeit. Blacksiomfs Omnmentarics IV, 155. Townsend, wel- 
cher 1786 Frankreich durchreiste, sagt: wenn von den vielen Sehleichhändlern welche 
gefangen wurden, so wurden einige gehängt, andere gerädert und andere lebendig 
verbrannt. Townsend, Spam I, 85, Ausgabe 1792. Ueber die allgemeine Anwendung 
der Franz. Gesetze gegen die Schleichhändler im 18. Jahrhundert vergleiche Tuckefs 
Life of Jqferson I, 213, 214 mit Parliavnentury history IX, 12-10. 
49) In einem Werk von vielem Geist: Martineau, Hist. of England duriny llie 
tkirty years peacß I, 341, Ausg. 1849, wird folgender Bericht über den Zustand der 
Dinge in England und Frankreich noch im Jahre 1824 gegeben: "Während dies an 
der Englischen Küste verging, waren die Sehleichhändler an der entgegengesetzten 
Küste mit viel mehr Arbeit, Gefahr und Aufwand beschäftigt, Englische Wollenwaaren 
durch ein ausgedehntes System von Betrug und Lüge in die Städte hinter den Zoll- 
linien einzuführen. In beiden Ländern wandie äusserste Sittenverderbniss mit diesen 
Vorgängen verbunden. Betrug und Lüge gehörten wesentlich zum System, Trunken- 
heit begleitete es, Verachtung für alles Gesetz erzeugte sich unter ihm, ehrlicher 
Fleiss ging dabei zu Grunde und der Mord krönte es. 
43) Ueber die Ausdehnung, die der Schleichhandel früher erreichte und nicht 
bloss heimlich, sondern durch mächtige Massen von Bewaffneten, siehe Parl. bist. 
IX, 243, 247, 1290, 1345, X, 394, 405, 530, 532, XI, 935. Und über die Anzahl 
von Personen, die damit beschäftigt waren, Tomlmds Lzfe of Pm I, 359 und 191'12- 
clair, History of tlw puölic revcnue III, 232; Otter, Lzfe of CZa-rke I, 391. In Frank- 
reich war das Uebel eben so gross. Lemontey (Essai sur l'c'tablz'ssement ononarckigzze 
de Louis XIV, 430) sagt, dass im Anfange des 18. Jahrhunderts der Schleiehhandel 
ganz offen zum Geschäft gemacht wurde, dass ganze Comllagnien Oavanerie ihre Fahnen 
verliessen, um sich diesem populären Kriege gegen den Fiskus ßllzuSßlllißssen. Nach 
Townsend (Journey tlirough 613mm I, 84) waren 1786 mehr als 1500 Sehleichhändler 
in den Pyrenäen. 
Buckle, Geseh. d. Uivilisntiou. I. 16
	        
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