Literatur und
Staatsregierung.
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einen traurigen Abschnitt in der Geschichte des menschlichen Geistes
zu bilden. Dieses Unheil aufzählen hiesse die Geschichte der Eng-
lischen Gesetzgebung schreiben; denn man kann in Bausch und
Bogen sagen, dass mit Ausnahme gewisser nothwendiger Verfü-
gungen zur Erhaltung der Ordnung und zur Bestrafung des Ver-
brechens fast Alles, was geschah, verkehrt geschah. So, um nur
so hervorstechende Thatsachen, die keinen Widerspruch zulassen,
hervorzuheben, ist es gewiss, dass alle bedeutendsten Interessen
kläglich gelitten haben durch die Versuche der Gesetzgeber, sie zu
fordern. Unter dem Beiwerk der modernen Oivilisation ist keins
wichtiger als der Handel, dessen Verbreitung wahrscheinlich mehr
als irgend etwas Anderes für die Vermehrung der Bequemlichkeit
und des Glücks der Menschen gethan hat. Und doch hat jede
Europäische Regierung, die Gesetze über den Handel erlassen hat,
gerade so gehandelt, als ob ihr Hauptzweck gewesen wäre, den
Handel zu unterdrücken und die Kaufleute zu Grunde zu richten.
Statt die Industrie des Volks sich selbst zu überlassen, hat man
sie durch endlose Anordnungen gestört, die alle zu ihrem Besten
dienen sollten und alle ernstlichen Schaden stifteten. Dies. wurde
so weit getrieben, dass die Handelsreformen, wodurch England sich
in den letzten zwanzig Jahren ausgezeichnet, nur darin bestanden
haben, diese schädliche Einmischung der Gesetzgebung abzuschaffen.
Die Gesetze, die früher über diesen Gegenstand gegeben Wurden
und deren nur zu viele noch in Kraft sind, bilden eine merkivür-
dige Erscheinung. Ohne Uebertreibung, die Geschichte der Han-
delsgesetzgebung Europa's bietet alle möglichen Anstrengungen dar,
den Aufschwung des Handels zu hemmen. Und eine grosse Auto-
rität in diesen Dingen hat neulich erklärt, ohne den Schleichhandel
hätte der Handel nicht bestehen können, sondern hätte an dieser
unaufhörlichen Einmischung zu Grunde gehen müssen. 4") Diese
Versicherung mag widersinnig erscheinen, dennoch wird ihr Nie-
mand widersprechen, der weiss, Wie schwach der Handel einst
war, und wie stark die Hindernisse, die ihm in den Weg traten.
Ueberall und in jedem Augenblick liess sich die Hand der Regie-
40) Blanqui (Hisloire de Päconomie politique en Europa II, 25) sagt: "Dem Schleich-
handel verdankt es der Handel, dass er unter dem Einiluss des Prohibitiv-Systems
nicht zu Grunde gegangen ist; während dies System die Völker verdammte, sich aus
den entferntesten Quellen zu versorgen, kürzte der Schleichhandel die Entfernungen
ab, ennässigte den Preis und neutralisirte so die schädliche Wirkung der Monopole."