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der
Einfluss
Religion,
liehen Freiheit zu überlassen. Als diese grosse Reform vollendet
war, wurde Alles gerade auf den Fuss gesetzt, als wenn die Gesetz-
geber sich nie hineingemischt hätten. Ganz die nämliche Bemer-
kung gilt von einer andern Hauptverbesserung in der neueren Gesetz-
gebung, nämlich von der Abnahme der religiösen Verfolgung. Dies
ist ohne Zweifel eine ungeheure Wohlthat; freilich ist sie noch
immer, auch in den civilisirtesten Ländern, nur unvollkommen ver-
wirklicht. Aber offenbar besteht die Vergünstigung nur darin, dass
die Gesetzgeber ihre Schritte zurückgethan und ihr eignes Werk
ungeschehn gemacht haben. Dies ist der Weg, den die humansten
und aufgeklärtesten Regierungen eingeschlagen. Die ganze Rich-
tung und Absicht der neueren Gesetzgebung ist, die Dinge wieder
in das natürliche Bette ihres Verlaufs zurückzuleiten, aus welchem
die Unwissenheit früherer Gesetzgebung sie herausgerissen hat.
Dies ist eine der grossen Aufgaben unserer Zeit, und wenn die
Gesetzgeber sie gut erfüllen, werden sie den Dank der Menschheit
Verdienen. Aber obgleich wir so einzelnen Gesetzgebern zu Dank
verpflichtet sein mögen, den Gesetzgebern als einer Klasse sind wir
keinen Dank schuldig. Denn da die werthvollsten Verbesserungen
in der Gesetzgebung die sind, welche eine frühere Gesetzgebung
aufheben, so ist es einleuchtend, dass das Uebergewieht des Guten
nicht auf ihrer Seite sein kann. Es ist klar, dass wir den Fort-
schritt der Givilisation nicht denen verdanken können, die in den
bedeutendsten Puncten so viel Unheil gestiftet haben, dass ihre N ach-
folger als Wohlthäter gefeiert werden, bloss weil sie das Gegentheil
von ihrer früheren Politik thun und die Dinge wieder zu dem Zu-
stande zurückführen, in dem sie geblieben sein würden, wenn die
Politiker ihnen erlaubt hätten, den Verlauf fortzusetzen, welchen das
Bedürfniss der Gesellschaft verlangte.
Die Ausdehnung, in welcher die regierenden Klassen sich ein-
gemischt, und die verderblichen Folgen dieser Einmischung sind so
auifallend, dass denkende Menschen sich wundern müssen, wie An-
gesichts solcher wiederholten Hemmnisse die (livilisation noch fort-
rücken konnte. In einigen Europäischen Ländern sind diese Hinder-
nisse in der That uniibersteiglich gewesen und sie haben den
nationalen Fortschritt zum Stillstand gebracht. Selbst in England,
wo aus Gründen, die ich sogleich anführen werde, seit Jahrhun-
derten die höheren Klassen weniger mächtig gewesen sind als
anderswo, ist so viel Unheil angerichtet worden, dass es, wenn
auch geringer als in andern Ländern, doch ernsthaft genug ist, um