Literatur und
Staatsregierung.
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Entdeckungen waren lange gemacht und thaten allmählig ihre Wir-
kung, gewannen dem alten Irrthum Raum ab und gewannen nach
allen Richtungen Anhänger. Die Reformer unserer Tage schwammen
mit dem Strome; sie beförderten, was unmöglich lange ausbleiben
konnte. Und man muss dies nicht für ein geringes oder missgün-
stiges Lob der Dienste ansehn, die sie ohne Zweifel geleistet. Der
Widerstand, dem sie begegneten, War ungemein gross. Obgleich
die Grundsätze des freien Handels fast ein Jahrhundert durch eine
Kette von Beweisen, die ebenso solide war als die Begründung
mathematischer Wahrheiten, festgestellt waren, so widerstand man
ihnen dennoch bis zuletzt mit aller Macht und nur mit genauer
Noth liess sich das Parlament bewegen, das zu gewähren, was
das Volk zu erlangen entschlossen war und dessen Nothwcndigkeit
die ausgezeichnetsten Männer drei Generationen lang bewiesen
hatten. Dies sollte man nie vergessen; denn es beweist, wie weit
die politische Einsicht zurück und wie unfähig- die politischen Gesetz-
geber Waren.
Ich habe dieses Beispiel gewählt, weil die Thatsachen, die
damit zusammenhängen, unwidersprechlich und noch in frischem
Andenken bei uns Allen sind. Denn es wurde damals nicht ver-
hehlt und die Nachwelt muss es wissen, dass diese grosse Maass-
regel, welche, mit Ausnahme der Reformbill, bei weitem die bedeu-
tendste Maassregel ist, die je ein Brittisehes Parlament beschlossen
hat, gerade wie die Reiormbill der Gesetzgebung durch den Druck
von Aussen abgepresst wurde; dass sie nicht mit Freuden, sondern
mit Furcht gewährt wurde und dass sie durch Staatsmänner durch-
gesetzt wurde, die ihr ganzes Leben lang sich dem widersetzt
hatten, was sie jetzt lalötzlich empfahlen. Das ist die Geschichte
dieser Vorgänge und ähnlich ist die Geschichte aller Verbesserungen
verlaufen, die bedeutend genug sind, um als Epochen in der neueren
Gesetzgebung betrachtet zu werden.
Noch ein Umstand verdient die Aufmerksamkeit der Schrift-
steller, die den Maassregeln der Europäischen Regierungen einen
grossen Antheil an der Europäischen Civilisation zuschreiben: näm-
lich dass jede grosse Reform nicht darin bestanden hat, etwas
Neues zu thun, sondern etwas Altes abzuschaffen. Die werthvollsten
Gesetze sind die Abschatfungen früherer Gesetze gewesen, und die
besten Gesetze, die gegeben worden sind, waren die, welche alte
Gesetze aufheben. So in dem Fall der Korngesetze war Alles, was
geschah, die alten Gesetze aufzuheben und den Handel seiner natür-