Hülfsquellen bei
der
Geschichtsforschung.
So zerstört im einfachen Fortschritt der menschlichen Gesell-
schaft die wachsende Einsicht in die Gesetzmässigkeit der Natur
die Ansicht vom Zufall und setzt die von der nothwendigen Ver-
kettung an ihre Stelle. Und ich halte es für höchst wahrscheinlich,
dass aus diesen beiden Anschauungen vom Zufall und von der
Nothwendigkeit später die Dogmen vom freien Willen und von der
Vorherbestimmung entsprungen sind. Auch ist es nicht schwer
sich vorzustellen, wie bei vorgerückter Entwicklung der Gesell-
schaft diese Verwandlung eintreten werde. Sobald die Anhäufung
des Reichthums einen gewissen Punkt erreicht hat, wird in jedem
Lande der Ertrag der Arbeit eines Jeden mehr als hinreichend für
seinen Unterhalt; es ist daher nicht mehr nöthig, dass Alle arbei-
ten; und es bildet sich eine eigne Klasse, deren Mitglieder ihr Le-
ben grösstentheils im Genuss von Vergnügungen hinbringen, einige
Wenige jedoch mit der Erwerbung und Verbreitung von Kenntnis-
sen. Unter diesen lctztern finden sich immer Einige, Welche die
Begebenheiten der Aussenwelt bei Seite setzen und ihre Aufmerk-
samkeit der Erforschung ihres eignen Geistes zuwenden; 4) und
wenn dies Männer von grossem Talent sind, werden sie die Grün-
4) Ueber das Verhältniss dieser Erscheinung zu der vorgängigen Erzeugung von
Wohlstand siehe Tetmcmamz, Geschichte der Philosophie I, S. 30. "Ein gewisser Grad
von Cultur und Wohlstand ist eine nothwendige äussere Bedingung der Entwicklung
des philosophischen Geistes. So lange der Mensch noch mit den Mitteln seiner Exi-
stenz und der Befriedigung seiner thierischen Bedürfnisse beschäftigt ist, so lange
geht die Entwicklung und Bildung seiner Geisteskräfte nur langsam von Statten, und
er nähert sieh nur Schritt vor Schritt seiner Vernunftthiitigkeitu" Daher-finden
wir, dass man nur bei den Nationen anfing zu philosophiren, welche sich zu einer
beträchtlichen Stufe des Wohlstandes und der Cultur emporgehoben hatten." Daher,
was ich im folgenden Kapitel werde darzuthun haben, die ausserordentliche Wichtig-
keit der Naturerscheiuungen, die den Erscheinungen des Denkens vorhergehn und sie
oft bestimmen. In der Geschichte des griechischen Geistes können wir den Uebergang
von physischen zu metaphysischen Untersuchungen genau verfolgen. Grete, Geschichte
von Griechenland IV, S. 519. Engl. Ausg. v. 1847. Dass die Atomenlehre in ihrem
Verhältnisse zum Zufall ein natürlicher Vorläufer des Platonismus war, bemerkt Braus-
mis, Exa-mcn des doctrines mädicalcs I, S. 53, 54, ein gutes wiewohl einseitiges Werk.
Vergl. über den Zufall der Atomisten Ittttcräs Geschickte der alten Philosophie I, wo
er von dieser Hypothese sagt, „sie zerstöre alle Kraft des Geistes", folglich streite
sie mit der psychologischen Ansieht, die darauf eintrat und den Sieg davontrug.
Uebcr die Naturforschung als Vorläuferin der Philosophie sagt Diogenes Laertius:
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