Volltext: Geschichte der Civilisation in England (Bd. 1, Abth. 1)

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der Religion, 
Einfluss 
Wendung findet. Wenn sich die Literatur") in einem gesunden 
und ungezwungenen Zustande befindet, so ist sie einfach die Form, 
in welcher das Wissen eines Landes aufgezeichnet wird, die Ge- 
stalt, die ihm gegeben wird. In diesem Falle, wie in denen, die 
wir schon betrachtet haben, können natürlich Einzelne grosse Schritte 
thun und sich hoch über das gewöhnliche Maass ihres Zeitalters 
erheben. Wenn sie sich aber über einen gewissen Punct erheben, 
so schwächen sie ihren Nutzen für die Gegenwart; wenn sie noch 
höher steigen, so zerstören sie ihn. 33) Wenn die Kluft zwischen 
der intellectuellen und der praktischen Klasse zu gross ist, so 
wird die erstere keinen Einfluss besitzen, die letztere keine Frucht 
ernten. Dies ereignete sich im Alterthum, als der Abstand zwischen 
dem unwissenden Götzendienst des Volks und den gebildeten Systemen 
der Philosophen durchaus nicht zu überschreiten war; 34) und dies 
war die Hauptursache, weswegen die Griechen und die Römer nicht 
im Stande waren, die (Zivilisation, Welche sie eine kurze Zeit lang 
besassen, zu behaupten. Ganz der nämliche Process wiederholt 
sich jetzt in Deutschland, wo der werthvollste Theil der Literatur 
39) Ich gebrauche das Wort Literatur für Alles, was geschrieben wird, „in seinem 
ursprünglichen Sinne Benutzung der Schrift zur Aufzeichnung von Thatsachen und 
Meinungen." Mure, Hist. cf the literatnre of Glreeee IV, 50.  
33) Vergl. Taqueeille, Dämoeraiie en Amäriqne II, 130, mit einigen vortrefflichen 
Bemerkungen über die Sophisten in Grotefs Geschichte fvon Griechenland VIII, 481. 
Sir W. Hamilton, dessen Gelehrsamkeit in der Geschichte des Geistes wohl bekannt 
ist, sagt: "Gerade in dem Maasse, wie ein Schriftsteller seinem Zeitalter vorangeeilt 
ist, werden höchst wahrscheinlich seine Werke vernachlässigt werden." Hamiltoafs 
Diseussions on plzilosoplziy 186. Eben so sagt Sir Joshua Reynolds (Tlie fom-tlz dis- 
oourse in Works I, 363): „Die Gegenwart und die Zukunft kann man als Nebenbuhler 
betrachten und. wer um die eine wirbt, muss erwarten, von der andern entmuthigt 
zu werden." 
34) Daher der intelleetuell exclusive oder wie Neander in seiner Kirchengeschichte 
ganz richtig sagt, aristokratische Geist des Alterthums. Dies wird fortdauernd von 
Schriftstellern übersehen, die das Wort Demokratie obenhin gebrauchen und vergessen, 
dass in demselben Zeitalter politische Demokratien sehr häufig und zugleich Demo- 
kratien des Gedankens sehr selten sein mögen. Zum Beweise des früher allgemein 
vorherrschenden esoterischen und aristokratischen Geistes siehe folgende Stellen: 
Ritter, Hist. cf aneient philos. I, 338, III, 9, 17; Tennemann, Geschichte der Philo- 
sophie II, 200, 205, 220; Beausobre, Histoire aritique de Manickee II, 41; Matter, 
Histoire du gnosticism I, 13, II, 83, 370; Sprengel, Ilistoire de la medeeine I, 250; 
Grete, History of Greece I, 561, IV, 544; Tlzirlwall, Hist. of Greeee II, 150, VI, 95; 
Warburtonä Werks VII, 962, 972; Skarpäs Histl of Egypt II, 174; Oudworth, 
Intellectual system II, 114, 365, 443, HI, 20.
	        
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