Volltext: Geschichte der Civilisation in England (Bd. 1, Abth. 1)

Staatsregierung. 
Literatur und 
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ist, bis seine Vernunft es ihm sagt. Aber wenn seine Vernunft 
unthätig und seine Wissenschaft im Stillstande ist, so wird die 
Entdeckung nie gemacht werden. Ein Land, welches seine alte 
Unwissenheit fortsetzt, wird immer bei seiner alten Religion blei- 
ben; nichts kann deutlicher sein als das. Ein sehr unwissendes 
Volk wird sich gerade wegen seiner Unwissenheit zu einer Religion 
voller Wunder neigen, zu einer Religion, die sich einer Unzahl 
Götter rühmt und Alles, was verfällt, der unmittelbaren Einwirkung 
dieser Götter zuschreibt. Auf der andern Seite wird ein Volk, 
dessen Wissenschaft es zu besserer Beurtheilung der Thatsachen 
befähigt und welches sich an jene schwierige Aufgabe, den Zweifel 
in Anwendung zu bringen, gewöhnt hat, eine weniger wunderbare 
und eine weniger aufdringliche Religion brauchen, so eine, die 
ihre Leichtglaubigkeit weniger stark in Anspruch nimmt. Aber 
sollen wir desswegen sagen, dass die Schlcchtigkeit der ersten Re- 
ligion die Unwissenheit, und die Güte der zweiten Religion die 
Wissenschaft hervorbringe? Sollen wir sagen, dass ein Vorgang, 
welcherfrüher kommt, die Wirkung und dass der, welcher hinter- 
her kommt, die Ursache sei? So urtheilen die Leute nicht über 
den gewöhnlichen Verlauf des Lebens und es ist nicht abzusehen, 
warum sie über die Geschichte vergangener Begebenheiten so ur- 
theilen sollten. 
Die Wahrheit ist, dass die religiösen Meinungen jeder Periode 
zu den Symptomen gehören, wodurch jene Periode sich auszeichnet. 
Haben diese Meinungen tiefe Wurzeln geschlagen, so bestimmen 
sie ohne Zweifel das Betragen der Menschen; aber ehe sie tiefe 
Wurzeln schlagen können, muss eine intellectuelle Aenderung statt- 
gefunden haben. Wir können eben so gut erwarten, dass Samen 
auf kahlem Felsen wachsen, als dass eine milde und philosophische 
Religion unter unwissenden und rohen Wilden eingeführt werden 
könnte. Darin sind unzählige Versuche gemacht worden und immer 
mit demselben Erfolge. Leute mit den vortrefüichsten Absichten 
und voll feurigen, obwohl irrigen, Eifers haben es versucht und 
versuchen es noch, ihre eigene Religion unter den Einwohnern 
barbarischer Länder zu verbreiten. Durch tapfere unaufhörliche 
Thätigkeit, oft durch Versprechen und manchmal sogar durch Ge- 
schenke haben sie sehr oft wilde Stamme beredet, sich zur cl1rist- 
liehen Religion zu bekennen. Aber wer die triumphirenden Berichte 
der Missionare mit alle den Zeugnissen vergleichen Will, die wir 
von urtheilsfähigen Reisenden haben, wird bald entdecken, dass
	        
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