Volltext: Geschichte der Civilisation in England (Bd. 1, Abth. 1)

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Einüuss 
Religion, 
ich daher die Geschichte von England gewählt habe, weil in ihr 
die Harmonie der verschiedenen Principieu am längsten aufrecht 
erhalten worden ist, so habe ich es gerade darum für räthlich ge- 
halten, jedes Princip in dem Lande besonders zu studiren, wo es 
am mächtigsten gewesen ist und wo bei seiner ungewöhnlichen 
Entwickelung das Gleichgewicht des ganzen Baues gestört wor- 
den ist. 
Durch diese Vorsichtsmaassregeln werden wir manche Schwierig- 
keiten, womit das Studium der Geschichte noch behaftet ist, be- 
seitigen können. Ehe wir jedoch das weite Feld, welches jetzt 
vor uns liegt, betreten, wird es gut sein, irorläuüg noch einige 
Punkte aufzuklären, die ich noch nicht erwähnt habe und durch 
deren Erörterung wir gewissen Einwürfen, die sonst erhoben wer- 
den möchten, begegnen können. Diese Punkte sind Religion, Li- 
teratur und Regierung, alle drei von äusserster Wichtigkeit, und 
in der Meinung mancher Leute die Haupthebel aller menschlichen 
Angelegenheiten. Dass diese Ansicht gänzlich irrthümlich ist, wird 
in diesem Werke zur Genüge bewiesen werden; aber da die Mei- 
nung weit verbreitet ist und Manches für sich zu haben scheint, 
so ist es nothwendig, sich gleich einigermaassen darüber zu ver- 
ständigen und die wahre Natur des Einflusses zu untersuchen, 
welche diese drei grossen Mächte wirklich a.uf den Fortschritt der 
Civilisation ausüben. 
Zuerst ist es nun klar, wenn ein Volk sich gänzlich selbst 
überlassen wäre, so würden seine Religion, seine Literatur und seine 
Regierung nicht die Ursachen, sondern die Wirkungen seiner Ci- 
vilisation sein. Aus einem gewissen Zustande der Gesellschaft er- 
geben sich naturgemäss gewisse Folgen. Diese Folgen können 
durch äussere Einflüsse getrübt werden, aber wenn dies nicht ge- 
schieht, so ist es unmöglich , dass ein hoch civilisirtes Volk, das 
an Vernunft und Zweifel gewöhnt ist, jemals eine Religion an- 
nehmen sollte, deren schreiender Widersinn aller Vernunft und 
allem Zweifel Trotz bietet. Es giebt viele Beispiele davon, dass 
Völker ihre Religion wechseln, aber keines davon, dass ein fort- 
sehreitendes Volk freiwillig eine retrograde Religion angenommen 
hätte. Eben so wenig giebt es irgend ein Beispiel, dass ein ver- 
fallendes Volk seine Religion verbessert hätte. Freilich ist es wahr, 
dass eine gute Religion der Oivilisation günstig, eine schlechte ihr 
ungünstig ist. Wenn aber keine Einmischung von aussen statt- 
findet, wird kein Volk jemals entdecken, dass seine Religion schlecht
	        
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