Volltext: Geschichte der Civilisation in England (Bd. 1, Abth. 1)

Hülfsqmlellen bei 
der Geschichtsforschung. 
dem fortgeschrittenen Zustande vergleichen, worin sich das Studium 
der Natur befindet. Der Unterschied zwischen dem Fortschritt bei- 
der Bestrebungen ist in der That so gross, dass, während in der 
Natur die Gesetzmässigkeit der Begebenheiten und die Fähigkeit, 
sie vorherzusagen, oft sogar ohne Beweis zugegeben wird, eine 
ähnliche Gesetzmässigkeit in der Geschichte nicht nur nicht zuge- 
geben, sondern geradezu geleugnet wird. Daher kommt es, dass 
Jeder, der die Geschichte mit andern Zweigen der Wissenschaft 
auf dieselbe Höhe erheben will, sogleich einem vorläufigen Hinder- 
niss begegnet; denn es heisst, in menschlichen Dingen sei etwas 
Geheimnissvolles und Providentielles, welches sie unserer Forschung 
undurchdringlich mache und uns ihren künftigen Verlauf für immer 
verbergen werde. Darauf brauchte man vielleicht nur zu erwidern, 
dass eine solche Behauptung nicht bewiesen, dass sie ihrer Natur 
nach keines Beweises fähig sei und dass ihr ausserdem eine ent- 
schiedene Thatsache entgegenstehe, nämlich überall folgt sonst 
einer wachsenden Erkenntniss das Zutrauen auf die Gleichformig- 
keit, womit unter denselben Umständen dieselben Vorgänge auf- 
einander folgen müssen. Es wird jedoch befriedigender sein, die 
Schwierigkeit tiefer zu prüfen und sogleich den Grund des gemei- 
nen Vorurtheils zu untersuchen, dass die Geschichte immer in 
ihrem gegenwärtigen empirischen Zustande bleiben müsse und nie 
zu dem Rang einer Wissenschaft erhoben werden könne. Wir wer- 
den auf diese-Weise zu einer bedeutenden Frage geführt, die der 
ganzen Sache zu Grunde liegt und einfach diese ist: Sind die 
Handlungen der Menschen und folglich auch der Gesellschaft be- 
stimmten Gesetzen unterworfen, oder sind sie das Ergebniss ent- 
weder des Zufalls oder einer übernatürlichen Einwirkung? Die E1'- 
örterung dieser Alternativen wird uns einige höchst interessante 
Betrachtungen an die Hand geben. 
Denn in dieser Sache giebt es zwei Ansichten, welche ver- 
schiedene Bildungsstufen zu vertreten scheinen. Nach der ersten 
bleibt jede Begebenheit für sich und vereinzelt, und bloss als das 
Ergebniss eines blinden Zufalls zu betrachten. Diese Auffassung, 
die einem völlig unwissenden Volke ganz natürlich ist, würde bald 
durch die Ausdehnung der Erfahrung geschwächt werden, welche 
die gleichmässige Folge und das gleichmässige Dasein in der Na- 
tur fortwährend nachweist. Wenn z. B. wandernde Stämme, ohne 
die geringste Färbung von Civilisation, nur von Jagd und Fischerei 
lebten, so könnten sie wohl glauben, dass ihre Lebensbedürfnisse
	        
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