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Einfluss
der
Religion,
gelitten hat und Weil es weniger im Guten oder Bösen von jenen
mächtigen, aber sehr oft unfähigen Männern eine Einmischung er-
litten hat, denen die Verwaltung der öffentlichen Angelegenheiten
anvertraut wird.
Aus diesen Gründen und ganz und gar nicht aus jenen Mo-
tiven, die man mit dem Namen des Patriotismus schmückt, habe
ich mich entschlossen, die Geschichte meines Vaterlandes zu schrei-
ben und sie der Geschichte aller anderen Länder vorzuziehen, und
zwar sie so vollständig und so erschöpfend zu schreiben, wie der
jetzt vorhandene Stoff es mir erlauben wird. Aber da die schon
angeführten Umstände es unmöglich machen, die Gesetze der Ge-
sellschaft durch das Studium der Geschichte einer einzelnen Nation
zu entdecken, so habe ich die vorliegende Einleitung verfasst, um
einigen von den Schwierigkeiten, die diesen grossen Gegenstand
umgeben, zu begegnen. ln den ersten Kapiteln habe ich die Grenzen
des Gegenstandes im Ganzen zu bestimmen und die möglichst breite
Grundlage, worauf er ruhen könnte, festzustellen gesucht. So zeigte
sich mir die Civilisation in zwei grosse Theile zerspalten, die Eu-
ropäische Abtheilung, in der der Mensch mächtiger ist als die
Natur, und die aussereuropäische Abtheilung, in welcher die Natur
mächtiger ist als der Mensch. Dies hat uns zu dem Schlusse ge-
führt, dass nationaler Fortschritt, verbunden mit Volksfreiheit, in
keinem anderen Welttheil als in Europa entstehen konnte, wo also
der Aufschwung der wahren Civilisation und die Eroberungen des
Menschengeistes über die N aturmäehte allein studirt werden können.
Nachdem wir so die Uebermacht der geistigen Gesetze über die
natürlichen als die Grundlage der Europäischen Geschichte erkannt,
war unser nächster Schritt die geistigen Gesetze in moralische und
intellectuelle aufzulösen und den grösseren Einfluss der intellectuellen
auf die Beschleunigung des Fortschritts der Menschheit nachzu-
weisen. Diese allgemeinen Sätze scheinen mir die wesentlichsten
Voraussetzungen einer wissenschaftlichen Geschichte zu sein, und
um sie nun mit der speciellen Geschichte von England in Einklang
zu bringen, haben wir nur die Grundbedingung des intellectuellen
Fortschritts festzustellen; denn bis dies geschehen ist, können die
Annalen eines Volks nur eine empirische Folge von Begebenheiten
darstellen, welche durch solche zerstreute und zufällige Bande ver-
bunden werden, als sie den verschiedenen Schriftstellern nach ihren
jedesmaligen Principien in den Sinn kommen. Der Rest dieser Ein-
leitung wird daher vorzüglich durch die Ausführung des Planes,