Die geistigen
Gesetze.
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Dies sind die drei grossen Richtungen, in denen der Fortschritt
der Wissenschaft den alten kriegerischen Geist geschwächt hat,
und ich glaube deutlich gezeigt zu haben, wie dies geleistet worden
ist. Die Thatsachen und Gründe, die ich vorgebracht, sind, das
kann ich mit gutem Gewissen sagen, sorgfältiger und wiederholter
Prüfung unterworfen worden, und ich sehe nicht ein, wie ihre
Haltbarkeit angefochten werden könnte. Dass sie gewissen Klassen
unangenehm sein werden, begreife ich sehr wohl; aber das Unan-
genehme, das ein Beweis hat, lässt sich schwerlich als einen Grund
für seine Unrichtigkeit betrachten. Die Quellen, aus denen die
Zeugnisse geflossen, sind vollständig angegeben und die Beweise
hoffentlich unparteiisch geführt. Und aus ihnen ergiebt sich ein
höchst wichtiger Schluss: dass nämlich die zwei ältesten, grössten,
eingewurzeltsten und am weitesten verbreiteten Uebel, die wir kennen,
fortdauernd, wenn im Ganzen auch langsam im Abnehmen begriffen
sind, und dass ihre Abnahme bewirkt worden ist durchaus nicht
durch sittliche Gefühle, noch durch moralische Lehren, sondern
einzig und allein durch die Thätigkeit des menschlichen Verstandes
und durch die Erfindungen und Entdeckungen, welche der Mensch
im langen Lauf der Zeiten nach und nach gemacht hat.
Da nun in den beiden wichtigsten Erscheinungen des Fort-
schritts der menschlichen Gesellschaft die moralischen Gesetze stetig
und unwandelbar den intelleetuellen untergeordnet gewesen sind,
so entsteht eine starke Vermuthung dafür, dass bei untergeordneten
Gegenständen derselbe Proeess stattgefunden habe. Dies ausführ-
lich zu beweisen und so die Vermuthung zur völligen Gewissheit
zu erheben, hiesse nicht eine Einleitung in die Geschichte, sondern
die Geschichte selbst scln-eiben. Der Leser muss sich daher mit
einem bloss annähernden Beweise, dessen Unvollständigkeit mir
sehr wohl bewusst ist, begnügen und der vollständige Beweis noth-
wendig für die folgenden Bände dieses Werks aufgespart bleiben,
in welchen ich zu zeigen verspreche, dass der Fortschritt, den
Europa aus der Barbarei zur Oivilisation gemacht hat, ganz und
gar der intelleetuellen Thätigkeit zu danken ist; dass die Haupt-
völker jetzt seit einigen Jahrhunderten hinlänglich fortgeschritten
sind, den Einfluss jener physischen Mächte abzuschütteln, durch
welche auf einer früheren Stufe ihre Entwickelung möchte gestört
worden sein, und dass, obgleich die moralischen Mächte noch stark
sind und noch gelegentlich Störungen verursachen, diese doch nur
Abweichungen sind, welche sich im langen Lauf der Zeiten die