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Die
geistigen
Gesetze.
die Franzosen uns Engländer als rohe ununterrichtete Barbaren olme
Geschmack und Humanität verachten, als unglückliche Leute, die
in einem ungünstigen Klima lebten, wo ein beständiger Nebel, nur
durch Regen unterbrochen, die Sonne nie zum Vorschein kommen
liesse, wesswegen wir an einer so tiefen und eingewurzelten Schwer-
muth litten, dass die Aerzte sie den "englischen Spleen" genannt
hatten und dass wir unter dem Einfluss dieser schrecklichen Krank-
heit fortivahrend, besonders im November, Selbstmorde begingen,
es sei bekannt, dass wir uns um die Zeit zu Tausenden erhängten
und erschössenßü)
Wer die altere Literatur Frankreichs und Englands öfter ein-
gesehen hat, weiss, dass dies die Ansichten der beiden ersten
Völker Europas waren, welche sie in der Unwissenheit und Ein-
falt ihres Herzens von einander hegten. Aber der Fortschritt der
Erfindungen, wodurch die beiden Völker in nähere Berührung ge-
bracht worden sind, hat diese thörichtcn Vorurtheile gehoben und
beide Völker sich einander bewundern und was noch wichtiger ist,
sich einander achten lehren. Je häuiiger die Berührung wird, desto
mehr wächst diese Achtung. Denn was die Theologen auch sagen
mögen, die Menschheit hat im Ganzen viel mehr Tugenden als
Laster und in jedem Lande sind gute Handlungen häufiger als
schlechte. Ja wenn dies anders wäre, so würde das vorwiegende
Uebel schon lange das Menschengeschlecht zerstört und auch nicht
einen übrig gelassen haben, die Entartung desselben zu beklagen.
Ein anderer Beweis davon ist die Thatsache, dass je mehr sich
die Nationen mit einander bekannt machen, desto rascher ver-
schwinden die alten Feindschaften, eben weil eine erweiterte Er-
fahrung beweist, dass die Menschheit nicht so gründlich schlecht
ist als man uns von Jugend auf glauben machen will. Wären
Laster wirklich häufiger als Tugenden, so würde die Folge eines
grösseren Verkehrs der Völker mit einander sein, dass unsere
66) Dass mehr Selbstmorde bei trübem als bei klarem Wetter verfielen, pflegte
man immer für ausgemacht zu halten und war ein Hauptgegenstand der französischen
Witzlinge, die nicht müde wurden, sich über unsere Neigung zum Selbstmorde und
über den Zusammenhang desselben mit unserem düsteren Klima zu ergehen. Unglück-
licher Weise ist die Sache gerade umgekehrt und wir haben die entschiedensten Be-
weise davon, dass es mehr Selbstmorde im Sommer als im Winter giebt. S. Quelelet,
Sm- Plwmme II, 152, 158; Tissot, De las manie du suioide, Paris 1840, S. 50, 149,
150; Journal of stat. soc. I, 102; Winslozifs Anatomy of suicide 1840, S. 131, 132;
Hmvkins, Medical statistics 170.