Volltext: Geschichte der Civilisation in England (Bd. 1, Abth. 1)

Die 
geistigen 
zsetze. 
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man aber nicht leicht überschätzen kann und der ausserdem bis 
jetzt merkwürdiger Weise der einzige Gegenstand ist, Welcher in 
unmittelbarer Beziehung mit der Regierungskunst steht und zu einer 
Wissenschaft erhoben worden ist. Der praktische Werth dieser 
edeln Wissenschaft, obgleich vielleicht nur den tbrtgeschrittensten 
Denkern vollständig bekannt, wird allmahlig auch von Männern 
gewöhnlicher Bildung anerkannt; aber selbst die sie völlig ver- 
stehen, scheinen nur wenig darauf geachtet zu haben, wie sie durch 
ihren Einfluss die Interessen des Friedens und darum der Oivili- 
sation unmittelbar befördert hatß 4) Wie dies zu Stande gekommen 
ist, will ich zu erörtern suchen, denn es wird uns einen weiteren 
Beweis für die Richtigkeit des grossen Princips geben, um dessen 
Feststellung es mir zu tliun ist. 
Bekanntlich war Handelseifersucht früher eine der hervor-stechend- 
sten Ursachen des Krieges und es giebt unzählige Beispiele von 
Streitigkeiten wegen des Erlasses irgend eines besonderen 'I'arifs 
oder des Schutzes eines begünstigten Fabrikerzeugnisses. Streitig- 
keiten dieser Art gründeten sich auf die sehr unwissende, aber 
sehr natürliche Verstellung, dass die Handelsvortheile von der 
Handelsbilanz abhängen und dass, was ein Land gewönne, alle- 
mal ein anderes verlieren müsse. Reichthum, glaubte man, bestande 
bloss im Gelde, und es sei desswegen das WGSOIITIiClIG Interesse 
eines jeden Volks, wenig Waaren und viel Gold einzuführen. Wo 
dies der Fall war, fand man den Zustand der Geschäfte gesund 
und blühend, aber wo dies nicht der Fall war, hiess es, man ver- 
löre seine Hülfsquellen, ein anderes Land übervortheile uns und 
bereichere sich auf unsere Kosten") Dagegen war das einzige 
5') Diese friedliche Richtung berührt Blemqzm" in seiner IIisto-iw de Päcownonie 
polii. II, 207; eben so Twiss, Progress of pßlii. ecunomy 240. 
59) Diese Lehre findet sich in einer interessanten Abhandlung von 1578 in Steurf-v 
London, wo es heisst, wenn unsere Ausfuhr unsere Einfuhr überstiege, so gewöllllßll 
wir, umgekehrt, so verlören wir. S. 205. Wenn diese Bilanz gestört wurde, gerietheu 
die Politiker in den grössten Schrecken. 1620 sagte Jacob I. in einer seiner langen 
Reden: "Es ist auffallend, dass meine Münze die letzten 8 oder 9 Jahre nicht in 
Thätigkeit gewesen ist, aber ich glaube, die ungerade Handelsbilanz ist Schuld an 
dem Geldmangel." Parlirun. llisiory I, 1179. Siehe auch die Debatte über den Geld- 
mangel p. 1194-4196. Im Jahre 1620 beschloss das Unterhaus in grosser Aufregung: 
"Dass die Einfuhr des Tabaks aus Spanien einer von den Gründen des Geldmangels 
in England sei." Perl. lufsf. I, 1198. Im Jahr 1627 wurde im Unterhause wirklich 
gesagt, dass die Niederlande durch ihren Handel mit Ost-Indien geschwächt würden, 
weil er Geld aus dem Lande führe. Parl. bist, l"l, 220. Ein halbes Jahrhundert 
12'
	        
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