176
Gesetze.
Die geistigen
die das Schiesspulver ganz natürlich an die Hand gab, wie Pistolen,
Bomben, Mörser, Kanonen, Minen u. derglßß) Alle diese Dinge
machten die Kriegskunst verwickelter und dadurch Disciplin und
Uebung nothwendiger, und zugleich wurde durch die Veränderung
der gewöhnlichen Waffe die Mehrzahl ausser Stand gesetzt, sie
sich anzuschaffen. Um diesen Veränderungen zu begegnen, wurde
ein neues System eingerichtet und man fand es räthlich, ganze
grosse Menschenmassen bloss für den Krieg abzurichten und ihren
Stand so viel als möglich von den anderen Beschäftigungen zu
trennen, Womit sich früher alle Soldaten gelegentlich abgegeben
hatten. So entstanden stehende Armeen; zuerst bildeten sie sich
in der Mitte des 15. Jahrhundertsßl) fast unmittelbar nach der
allgemeinen Einführung des Schiesspulvers. Und eben so entstand
die Sitte, Lohntruppen anzuwenden. Davon giebt es einige frühere
Beispiele, doch wurde die Sitte erst gänzlich eingeführt in der
letzten Hälfte des 14. Jahrhunderts")
Die Wichtigkeit dieser Bewegung zeigte sich bald durch die
Veränderung, Welche sie in der Eintheilung der Europäischen Ge-
sellschaft herVorbr-achte. Die regulären Truppen Waren durch ihre
Disciplin besser gegen den Feind zu gebrauchen, sie standen un-
mittelbarer unter der Aufsicht der Regierung, und so kamen ihre
Verdienste bald zur Anerkennung, die alte Miliz zuerst in Ungunst,
dann in Verfall und endlich sehr bemerkbar in Abnahme. Zu-
gleich verlor das Land durch diese Abnahme der Zahl undiscipli-
nirter Soldaten einen Theil seiner Hülfsquellen für den Krieg und
46) Die Pistolen sollen schon früh im 16. Jahrhundert erfunden worden sein.
Grose, Milit. antiq. I, 102, 146. 1487 wurde zuerst Sehiesspnlver angewendet, um
Städte zu unterminiren. Prescott, Hist. af Ferdinand und Isabella II, 32; Koch, Ta-
bleau des rävolutions I, 243; Daniel, Hist. de la mllice Frangaise 1,1574. I, 580,
581 sagt er, dass die Bomben im Jahre 1588 erfunden worden wären; ebenso Bio-
graphie universelle XV, 248; aber nach Grose (Mllit. antiq. I, 387) werden sie von
Valturinus schon 1472 erwähnt. Ueber den allgemeinen Zustand der franz. Artillerie
im 16. Jahrhundert siehe Relation des ambassadeurs Väneliens I, 94, 476, 478, Paris
1838, ein interessantes und sohätzbares Werk. Es herrscht einiger Zweifel über den
Zeitpunkt, wo Kanonen zuerst bekannt wurden, aber sie sind sicherlich vor der Mitte
des 14. Jahrhunderts im Kriege angewendet worden. Siehe Bohlen, Das alle Indien II,
60 und Daniel, Hist. de la mlllce I, 441, 442.
47) Blacksionrfs Omnmmtaries I, 413; Daniel, Hist. de la milice I, 210, II, 491,
493; Oeuwes de Turgot VIII, 228.
43) Die Hauptthatsachen über die Anwendung von Lohntruppen sind mit vielem
Urtheil angegeben von Hallem, Middle ages I, 328-337.