Hülfsquellen
bei der
Geschichtsforschung.
bekannten Welt von Reisenden besucht und beschrieben worden,
wodurch wir uns in den Stand gesetzt finden, den Zustand der
Menschheit auf jeder Stufe der Civilisation und unter den verschie-
densten Verhältnissen zu Vergleichen. Wenn wir noch hinzufügen,
dass diese Wissbegierde, die unsre Mitmenschen betrifft, offenbar
unersättlich ist; dass die Mittel, sie zu befriedigen, zu gleicher Zeit
wachsen und dass eine Menge Beobachtungen noch erst mitzuthei-
len sind; wenn Wir dies Alles zusammenfassen, gewinnen wir
eine schwache Vorstellung von dem unermesslichen Werthe dieser
Masse von Thatsachen, die wir besitzen und mit deren Hülfe die
Entwicklung der Menschheit zu erforschen ist.
Wenn wir hingegen auszumachen haben, wie dieser Stoff be-
nutzt worden, so müssen wir ein ganz andres Gemälde entwerfen.
Es ist ein eigenthümlich unglücklicher Umstand, dass die Geschichte
des Menschengeschlechts wohl in ihren gesonderten Theilen mit
bedeutendem Talent untersucht worden, dass aber kaum irgendwer
es unternommen hat, sie zu einem Ganzen zusammenzufügen und
ausfindig zu machen, wie sie mit einander verbunden sind. In
allen übrigen grossen Gebieten der Forschung wird die Nothwen-
digkeit der Verallgemeinerung von Jedermann zugegeben; und wir
begegnen edlen Anstrengungen, auf besondere Thatsachen gestützt
sich dazu zu erheben, die Gesetze zu entdecken, unter deren Herr-
schaft diese Thatsachcn stehn. Die Historiker hingegen sind so
weit davon entfernt, dies Verfahren zu dem ihrigen zu machen,
dass unter ihnen der sonderbare Gedanke vorherrscht, ihr Geschäft
sei lediglich, Begebenheiten zu erzählen und diese allenfalls mit
passenden sittlichen und politischen Betrachtungen zu beleben. Nach
diesem Plan ist jeder Schriftsteller zum Geschichtschreiber befähigt.
Sei er auch aus Denkfaulheit oder natürlicher Beschränktheit un-
fähig, die höchsten Zweige des Wissens zu behandeln; er braucht
m" einige Jahre auf das Lesen einer gewissen Anzahl Bücher zu
Verwenden, und er mag die Geschichte eines grossen Volks schrei-
ben und in seinem Fache ein Ansehn erlangen.
Die Stellung einer so beschränkten Aufgabe hat auf (1611 Fort-
Schritt 11I1Sl'61' Erkenntniss sehr nachtheilig gewirkt. Sie hat die
Zunft der Historiker verleitet, niemals die Nothwendigkeit der aus-
gebreiteten Vorstudien anzuerkennen, wodurch sie sich zu befähigen
gehabt hätten, ihren Gegenstand in dem ganzen Umfang seiner
natürlichen Verhältnisse zu erfassen. Daher die sonderbare Er-
scheinung, dass der eine Historiker nichts von der politischen Oeko-
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