geistigen
Die
Gesetze.
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Schriftsteller sind, haben niemals für tiefe Denker in schwierigen
Gegenständen gegolten, noch irgend etwas Bedeutendes zu dem
Besitz unserer Wissenschaft hinzugefügt. Ebenso waren bei den
Alten die ausgezeichnetsten Soldaten zugleich die ausgezeichnetsten
Politiker, und die besten Anführer der Armee waren gewöhnlich
die besten Regenten des Staates. Hier hat aber wieder der Fort-
schritt der Geschichte eine so grosse Veränderung hervorgebracht,
dass eine lange Zeit hindurch dies sehr selten gewesen ist. Selbst
Gustav Adolph und Friedrich der Grosse waren schmählich un-
geschickt in der inneren Politik und zeigten sich eben so kurz-
sichtig in der Kunst des Friedensregiments, als sie scharfsichtig
in der Kriegskunst waren. Cromwell, Washington und Napoleon
sind vielleicht die einzigen neueren Krieger ersten Ranges, von
denen es füglioh heissen kann, dass sie eben so fähig gewesen,
ein Reich zu beherrschen als eine Armee anzuführen. Und wenn
wir auf England sehen und ein bekanntes Beispiel suchen, so fin-
den wir es in unseren beiden grössten Generälen Marlborough und
Wellington. Marlborough war ein Mann von müssiger und leicht-
fertiger Sitte und dabei so kläglich unwissend, dass ihn dies bei
seinen Zeitgenossen zum Gelächter machte, und in seiner Politik
hatte er keinen andern Gedanken, als sich die Gunst seines Fürsten
durch Schmeichelei gegen seine Maitresse zu erwerben, den Bruder
dieses Fürsten in seiner äussersten Noth zu verlassen und hernach
durch einen doppelten Verrath sich gegen seinen nächsten Wohl-
thäter zu wenden und sich in eine eben so verbrecherische als
thörichte Verhandlung mit demselben Manne einzulassen, den er
einige Jahre vorher schmählich verlassen hatte. Dies sind die
Charakterzüge des grössten Eroberers seiner Zeit, des Helden von
100 Schlachten, des Siegers von Blenheim und Ramilies. Was
unsern zweiten grossen Krieger betriift, so ist es wohl wahr, der
Name Wellington sollte von keinem Engländer anders als mit Dank-
barkeit und Hochachtung ausgesprochen werden, jedoch nur für
seine Dienste im Felde und es würde uns übel anstehen, deren
Wichtigkeit zu vergessen. Aber wer die bürgerliche Geschichte
von England in unserem Jahrhundert studirt hat, weiss sehr gut,
dass dieser General, der im Felde seines Gleichen nicht kannte
und der, was ihm noch mehr zum Ruhme gereicht, eine seltene
Redlichkeit, eine unbeugsame Ehrlichkeit und ein unübertreffliches
Sittliehkeitsgefiihl besass, dennoch zu den verwickelten Erforder-
nissen des politischen Lebens gänzlich untauglich war. Bekanntlich