Gesetze.
geistigen
Die
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deren vereintes Gewicht genügt, den Klassen, in deren Interesse
der Krieg liegt, die Wage zu halten.
Es wäre leicht, diese Erörterung weiter zu führen und zu be-
weisen, dass durch vermehrte Neigung zu intcllectueller Beschäf-
tigung der Kriegsdienst nothwendig in Verfall geräth sowohl an
Ansehen als auch an Talent. In einem zurückgebliebenen Zustande
der Gesellschaft drängen sich hervorstechende Talente zur Armee
und sind stolz darauf, sich ihr anzuschliessen. So wie aber die
Gesellschaft sich weiter entwickelt, eröffnen sich neue Quellen der
Thätigkeit und entspringen neue Berufsarten, die wesentlich geistig
sind und dem Talent Gelegenheit zu rascherem Erfolge bieten als
man früher kannte. Die Folge ist, dass in England, wo diese
Gelegenheiten häufiger sind als anderswo, ein Vater, welcher einen
Sohn mit ausgezeichneten Anlagen hat, ihn für einen bürgerlichen
Beruf bestimmt, wo sich Talent und Fleiss sicher bezahlt machen.
Wenn hingegen der Bursche offenbar keine Anlagen hat, so kann
man sich leicht helfen, er wird entweder Soldat oder Geistlicher;
man steckt ihn unter die Soldaten oder versteckt ihn in der Kirche.
Und wie wir später sehen werden, ist dies einer von den Gründen,
wesswegen mit dem Fortschritt der Gesellschaft der geistliche und
der militärische Geist unfehlbar zurückgehen. Sobald ausgezeich-
nete Männer einen Stand nicht mehr ergreifen wollen, wird der
Glanz dieses Standes erbleichen; zuerst wird sich sein Ansehen
vermindern und dann seine Macht verkümmert werden. Dies ist
der Process, den Europa jetzt durchmacht in beiden Zweigen, in
der Kirche und in der Armee. Der Nachweis über den geistlichen
Stand wird sich in einem anderen Theil dieses Werks finden; der
Nachweis über den Soldatenstand ist eben so überzeugend. Ob-
gleich er im neueren Europa einige Männer von unzweifelhaftem
Genie hervorgebracht, so ist doch ihre Zahl so ausserordentlich
klein, dass wir über die Seltenheit dieser Naturanlagc erstaunen
müssen. Dass der Militärstand im Ganzen zur Ausartung geneigt
ist, leuchtet noch mehr ein, wenn wir längere Perioden vergleichen.
In der alten Welt waren die Hauptkrieger nicht nur Männer V0n
bedeutender Bildung, sie waren Männer von umfassendem Geist
sowohl in der Politik als im Kriege und in jeder Hinsicht die ersten
ihrer Zeit. So finden wir, um nur einige Beispiele aus einem
einzigen Volke zu geben, dass die drei glücklichsten Staatsmänner
Griechenlands Solon, Themistokles und Epaminondas waren und
alle waren zu gleicher Zeit ausgezeichnete Anführer im Kriege.