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geistigen Gesetze.
Die
Einer davon ist sehr naheliegend, nämlich dass jeder Wichtige
Zuwachs an Kenntnissen den Einfluss der intelligenten Klassen
vermehrt, indem er die Mittel vermehrt, über die sie zu gebieten
haben. Nun ist der Gegensatz dieser und der militärischen Klasse
oifenbar; es ist der Gegensatz zwischen Denken und Handeln,
zwischen dem Innern und Aeussern, zwischen Beweis und Ge-
walt, zwischen Ueberredung und Körperkraft, oder mit einem Wort
zwischen Menschen, die von den Künsten des Friedens und denen,
die vom Kriegführen leben. Was daher der einen Klasse nützlich
ist, ist offenbar ungünstig für die andere. Unter sonst gleichen
Umständen muss sich die Neigung zum Kriege vermindern, wie
sich die intellectuellen Erwerbungen eines Volkes vermehren, und
wenn ihre intellectuellen Schätze sehr gering sind, wird ihre Neigung
zum Kriege sehr gross seinf") In völlig barbarischen Ländern
giebt es keine intellectuellen Erwerbungen; der Geist ist eine leere
dürre Wüste und so bleibt nichts übrig als 'l'hätigkeit nach aussenf s)
persönlicher Muth ist das einzige Verdienst. Der Mann gilt nichts,
der keinen Feind getödtet hat, und sein Ruhm Wächst mit der Zahl
der gctödteten Feinde") Dies ist die reine Wildheit, und es ist
2T) Herder behauptet kühn, der Mensch sei ursprünglich friedlich geartet, aber
diese Meinung wird entschieden widerlegt durch den ungeheuren Zuwachs unserer
Kenntniss seit Herders Zeit über die Gesinnnngen und Sitten der Wilden. Ideen zur
Geschichte I, 1.85.
28) Daher ohne Zweifel die Schärfe ihrer Sinne, die auf einer frühen Stufe der
Gesellschaft natürlich und wirklich nothwendig ist und den Menschen, da. er sie nur
auf Kosten seiner Denkthätigkeit erlangt, den Thieren näher bringt. Carpentefs
Human physiol. 404; Herde: (Ideen zur Geschichte II, 12) hat folgende schöne Stelle:
"Das abstehende thierische Ohr, das gleichsam immer lauscht und horcht, das kleine
scharfe Auge, das in der weitesten Ferne den kleinsten Rauch oder Staub gewahr
wird, der weisse hervorbleckendc, knochenbenagende Zahn, der dicke Hals und die
zurückgebogene Stellung ihres Kopfes auf demselben?" Vergl. Prieharvfs Physical
hist. qf mankmd I, 292, 293; Azara, Amdrique märidianale II, 18; WrangePs Polar
expedition 384; Pallmäs lravels in Kordofan 132, 133.
29) "Bei einigen hiaeedonisehen Stämmen wurde der Mann, der nie einen Feind
erschmgen hatte, durch ein erniedrigendes Mal bezeichnet." Grote, 11m. of Greegg
XI, 397. Unter den Dyaks auf Borneo "kann ein Mann nicht heirathen, bevor er
eines Menschen Haupt gebracht hat; und wenn einer mehrere hat, so kann man ihn
an seiner stolzen und hohen Haltung erkennen, denn dies ist sein Adelspetent." EarZZ-z
Account of Borrzeo in Journal qf Aßiat. 806. IV, 181; Uraugfbrd, (m Borneo, Journ.
qf geagr. soc. XXIII, 77, 80. Beispiele davon, dass alle anderen Gedanken in kriege-
rische aufgehen, siehe in Journal qf geogr. 800. X, 357; Mallefs Nartlecrn anziquities
158, 159, 195; Thirwalläs Hist. of Greece I, 226, 284, VIII, 209; Hendersorfs IIisl.