Gesetze.
geistigen
Die
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sprechen, eben so gut verstanden, eben so allgemein anerkannt
im Mittelalter, wo keine Woche ohne Krieg war, als jetzt, wo
Krieg für etwas Seltenes und Ausserordentliches gilt. Seitdem hat
sich das Verhalten der Menschen zum Kriege allmählig geändert,
Während ihre Moralweisheit über den Krieg dieselbe ist; und so
liegt es auf der Hand, dass die veränderte Wirkung nicht durch
die unveränderte Ursache hervorgebracht worden ist. Es lässt sich
kein entscheidender-er Beweis denken. Wenn es sich zeigen lässt,
dass in den letzten tausend Jahren die Moralisten oder Theologen
ein einziges Uebel des Krieges nachgewiesen haben, welches ihren
Vorgängern unbekannt war, so will ich meine Ansicht aufgeben.
Kann dies aber nicht geschehen, und das behaupte ich mit voller
Zuversicht, so muss man zugeben, dass die Wirkung der Moral
nicht an Umfang gewonnen haben kann, da ihre Lehren nicht an
Umfang gewonnenßß) So viel über den Einfluss des sittlichen
Gefühls auf die Erhöhung unserer Abneigung gegen den Krieg.
Wenden wir uns aber zur Intelligenz im engeren Sinne, so linden
Wir, dass jede Vermehrung ihrer Thätigkeit ein schwerer Schlag
für den kriegerischen Geist gewesen ist. Den vollständigen Beweis
im Einzelnen werde ich später ausführlicher geben; in dieser Ein-
leitung kann ich nur einige hervorstechende Punkte bezeichnen,
die sogleich verständlich sind, da sie auf der Oberiläche der Ge-
schichte liegen.
26) Es müsste denn sein, dass mehr Eifer in der Verbreitung sittlicher und re-
ligiöser Grundsätze entwickelt worden, dann könnten die Grundsätze wohl stationär
und doch ihre Wirkung fortschreitend sein. Weit entfernt davon! Im Mittelalter gab
es im Verhältniss zu der Bevölkerung mehr Kirchen als jetzt; die Geistlichen waren
viel zahlreicher, die Bekehrungssucht viel lebendiger und man war viel entschlossener,
rein wissenschaftliche Sätze in das sittliche Gebiet übergreifen zu lassen. Im Mittel-
alter überwog die moralische und religiöse Literatur die ganze profane zusammenge-
nommen und übertraf sie auch im Geschick derer, die sie anbauten. Jetzt hingegen haben
die Grundsätze der Moralisten aufgehört die menschlichen Angelegenheiten zu leiten
und dem umfassenden System der Zweckmässigkeit Raum gemacht, das alle Interessen
und alle Klassen umfasst. Systematische Schriftsteller über die Moral erreichten ihren
Höhepunkt im 13. Jahrhundert, nahmen dann reissend ab, „der Genius des Pro-
testantismus," wie Coleridge sagte, wirkte ihnen entgegen, und am Ende des 17. Jahr-
hunderts erloschen sie in den meisten eivilisirton Ländern; der Dualer dubitantium
von Jeremias Taylor ist der letzte ausführliche Versuch eines Mannes von Talent, die
Gesellschaft ganz nach moralischen Maximen zu gestalten. Vergl. zwei interessante
Stellen in Mosheiwfs Eccl. leist. I, 338 mit Ooleridgefs Friend III, 104.
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