Volltext: Geschichte der Civilisation in England (Bd. 1, Abth. 1)

Die 
geistigen 
Gesetze. 
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ist es unzweifelhaft, dass die grösste Mehrheit derer, die religiöse 
Verfolgungen geleitet haben, Menschen von der reinsten Absicht 
und von ausserordentlicher und tadelloser Moralität gewesen sind. 
Dies kann nicht anders sein; sie haben keine bösen Absichten, 
wenn sie Meinungen, welche sie für gut halten, erzwingen wollen. 
Noch weniger sind Die schlechte Menschen, welche ohne alle irdische 
Rücksicht alle Mittel ihrer Macht nicht zu ihrem eigenen Nutzen, 
sondern zur Ausbreitung einer Religion anwenden, von deren Noth- 
Wendigkeit für die ewige Seligkeit der Menschheit sie überzeugt 
sind. Solche Menschen sind nicht schlecht, sie sind nur unwissend, 
unwissend über die Natur der Wahrheit, unwissend über die Folgen 
ihrer eigenen Handlungen, aber moralisch genommen kann man 
ihren Beweggründen keinen Vorwurf machen. Es ist vielmeln- das 
Feuer ihres aufrichtigen Eifers, welches sie zu der Verfolgung er- 
hitzt. Von ihrem heiligen Eifer werden sie angefeuert, von ihm 
wird ihr Fanatismus zu einer zerstörcnden Thatigkeit erweckt. 
Wenn man irgend Jemand von der höchsten Wichtigkeit einer sitt- 
lichen und religiösen Lehre ausschliesslich überzeugen kann, wenn 
man ihn zu dem Glauben bringen kann, dass diejenigen, welche 
diese Lehre verwerfen, ewig verdammt sind, wenn man einem sol- 
chen Manne die Macht in die Hände geben und ihn durch seine 
Unwissenheit über die weiteren Folgen seiner Handlung verblenden 
kann, so wird er ganz gewiss alle verfolgen, welche sich nicht 
zu seiner Lehre bekennen. Und das Maass seiner Verfolgung wird 
durch das Maass seiner Aufrichtigkeit geregelt werden. Vermindern 
wir seine Aufrichtigkeit, so schwächen wir seine Verfolgung, mit 
anderen Worten, durch Verringerung seiner Tugend können wir 
dem Uebel Einhalt thun. Dies ist eine Wahrheit, wofür die Ge- 
schichte so unzählige Beispiele liefert, dass man ihr nicht wider- 
sprechen kann, ohne die einfachsten und bündigsten Beweise zu 
verwerfen, ja ohne das übereinstimmende Zeugniss aller Zeitalter 
zurückzuweisen. Ich will nur zwei Fälle auswählen, welche wegen 
der gänzlichen Verschiedenheit der Umstände die Sache von zwei 
entgegengesetzten Seiten erläutern, den ersten aus der Geschichte 
des Heidenthums, den anderen aus der des Ohristenthums, welche 
beide beweisen, dass die Moralität nichts über die religiöse Ver- 
folgung vermag. 
1) Die Römischen Kaiser liessen die ersten Christen verfolgen. 
Diese Verfolgungen sind zwar übertrieben worden, waren aber 
sehr häufig und sehr hart. Was aber Manchem äusserst sonderbar
	        
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