Volltext: Geschichte der Civilisation in England (Bd. 1, Abth. 1)

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Die 
Gesetze. 
geistigen 
denken auch der reinsten und entschiedensten Wohlthätigkeit zu 
verewigen. 
Diese Folgerungen sind ohne Zweifel Vielen sehr ungeniessbar, 
und dass sie unwiderleglich sind, macht sie noch ganz besonders 
widerwärtig. Denn je tiefer wir in den Gegenstand eindringen, 
desto klarer wird sich uns die Ueberlegenheit des intellectuellen 
Erwerbs über das sittliche Gefuhl zeigenßß) Es giebt kein Bei- 
spiel in der Geschichte, dass ein unwissender Mann mit guten Ab- 
sichten und mit der höchsten Gewalt, sie zwangsweise durchzu- 
setzen, nicht viel mehr Uebel als Gutes gethan hätte. Und wo 
seine Absichten sehr ernstlich und seine Macht sehr ausgedehnt 
war, wurde das Uebel ein unerhörtes. Aber wenn man den ernsten 
Willen des Mannes schwächen kann, wenn man seine Beweggründe 
mit etwas Unlauterkeit versetzen kann, wird man eben so das 
Uebel schwachen, welches er anrichtet. Wenn er sowohl selbst- 
süchtig als unwissend ist, so wird man oft seine Schlechtigkeit 
gegen seine Unwissenheit wirken lassen und durch seine Furcht 
seiner Bosheit einen Zaum anlegen können. Wenn er hingegen 
keine Furcht kennt, wenn er völlig ohne Selbstsucht ist, wenn 
sein einziger Zweck das Wohl Anderer ist, wenn er diesen Zweck 
mit Enthusiasmus in einer grossen Ausdehnung und mit uneigen- 
nützigem Eifer verfolgt, dann kann man ihm keinen Zügel anlegen, 
dann hat man keine Mittel, das Unheil zu verhüten, welches in 
einem unwissenden Zeitalter ein unwissender Mann ganz gewiss 
über die Welt bringen wird. Wie vollständig sich dies in der Er- 
fahrung bestätigt, sehen wir aus der Geschichte religiöser Ver- 
folgungen. Auch nur einen einzigen Menschen für seine religiösen 
Ansichten zu bestrafen, ist ohne Zweifel eines der schwärzesten 
yerbrechen; aber eine grosse Gemeinschaft von Menschen zu be- 
strafen, eine ganze Secte zu verfolgen, es zu versuchen, Meinungen 
auszurotten, welche aus dem Zustande der Gesellschaft entspringen 
und selbst ein Zeichen der wunderbaren und wuchernden Frucht- 
barkeit des menschlichen Geistes sind,  dies zu thun ist nicht 
nur eine der verderblichsten, sondern auch eine der thörichtsten 
Handlungen, die man sich nur vorstellen kann. Nichts destoweniger 
46) Zum Theil ist dies von Cuvier sehr gut ausgedrückt worden, wenn er sagt: 
"Das Gute, was man den Menschen zufügt, wie gross es auch sei, ist immer vorüber- 
gehend; die Wahrheiten, die man ihnen hinterlässt, sind ewig." CmJier, Eloges histo- 
riques II, 304.
	        
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