Volltext: Geschichte der Civilisation in England (Bd. 1, Abth. 1)

geistigen 
Die 
Gesetze. 
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nur der intellectuelle übrig bleibt, und zweitens weil das intellec- 
tuelle Princip eine Thätigkeit und eine Fähigkeit des Eingreifens 
entwickelt, welche vollkommen ausreichen, den ausserordentlichen 
Fortschritt zu erklären, den Europa seit Jahrhunderten gemacht hat. 
Dies sind die Hauptgründe für meine Ansicht, aber es sind 
noch verschiedene Nebenumstände dabei, die aller Beachtung werth 
sind. Der erste ist, dass das intellectuelle Princip nicht nur viel 
progressiver ist a.ls das moralische, sondern auch viel dauerndere 
Resultate hervorbringt. Die Erwerbungen der Intelligenz werden 
in jedem civilisirten Lande sorgfältig aufbewahrt, in gewissen 
wohlverstandenen Formeln aufgeführt und durch die Anwendung 
einer technischen und wissenschaftlichen Sprache geschützt; sie 
werden leicht von einer Generation der andern überliefert, nehmen 
so eine zugängliche, so zu sagen fassliche Form an und üben 
öfters auf die entfernteste Nachkommenschaft ihren Einfluss aus; 
sie werden die Erbschaft der Menschheit, der unsterbliche Nach- 
lass des Genius, dem sie ihr Dasein verdanken. Dagegen sind 
die guten Thaten, die wir mit unserer sittlichen Kraft ausüben, 
weniger zu vererben; sie haben mehr einen Privatcharakter und 
etwas Reservirtes; weil die Motive, denen sie ihren Ursprung ver- 
danken, gewöhnlich die Folge von Selbstbeherrschung und Auf- 
opferung sind, so muss jeder sie selbst hervorbringen, und da sie 
jeder von neuem zu beginnen hat, so haben sie wenig Vortheil 
von den Maximen einer früheren Erfahrung und lassen sich nicht 
leicht zum Gebrauch für künftige Moralisten sammeln. Die Folge 
ist, dass zwar sittliche Vorzüge liebenswürdiger und für die Meisten 
anziehender sind als intellectuelle, dass wir aber zugeben müssen, 
dass sie in ihren weiteren Wirkungen viel schwächer, von ge- 
ringerer Dauer sind und, wie ich gleich zeigen werde, viel weniger; 
Gutes stiften. Wenn wir die Airstrengungen der thatigsten Men- 
schenfreundlichkeit, der ausgedehntestcn und uneigennützigsten Güte 
betrachten, so werden wir finden, dass sie verhältnissmassig von 
kurzer Dauer sind, dass sie nur eine geringe Zahl Menschen be- 
rühren und ihnen zu Gute kommen, dass sie selten die Generation 
überleben, die sie entstehen sah, und wenn sie die dauerhaftere 
Form wählen, grosse öffentliche Wohlthatigkeitsanstalten zu grün- 
den, so werden solche Anstalten gewöhnlich Missbrauehen unter- 
worfen, dann gerathen sie in Verfall und nach einiger Zeit gehen 
sie entweder ganz zu Grunde oder werden von ihrer ursprünglichen 
Bestimmung abgelenkt und spotten der Anstrengung, das An-
	        
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