geistigen
Die
Gesetze.
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Dass wir unsere Pflicht thun wollen, ist der moralische Theil, dass
wir wissen, wie wir sie zu thun haben, ist der intellectuelle Theil.
Je genauer diese beiden Thcile mit einander verbunden sind, desto
grösser ist die Harmonie, mit der sie wirken, und je genauer die
Mittel dem Zweck entsprechen, desto vollständiger wird die Be-
stimmung unseres Lebens erfüllt und die Grundlage für den wei-
teren Fortschritt der Menschheit gelegt werden.
Es entsteht daher jetzt eine Wichtige Frage, nämlich welches
von diesen Elementen des geistigen Fortschritts ist das wichtigste?
Weil der Fortschritt selbst das Resultat ihrer vereinigten Thätig-
keit ist, so wird es nöthig, festzustellen, welches von beiden am
kräftigsten wirkt, damit wir das schwächere Element den Gesetzen
des stärkeren unterordnen können. Wenn der Fortschritt der Ci-
vilisation und das allgemeine Glück der Menschheit mehr von den
sittlichen Gefühlen als von dem Wissen der Intelligenz abhängen,
_so müssen wir natürlich den Fortschritt der Gesellschaft nach diesen
Gefühlen abmessen, während auf der anderen Seite, wenn er vor-
züglich von der Wissenschaft abhängt, wir den Grad und den
Erfolg der intellectuellen Thätigkeit als ihren Maassstab annehmen
müssen. Sobald wir wissen, wie sich die Kräfte dieser beiden
Bestandtheile zu einander verhalten, werden wir sie nach dem ge-
wöhnlichen Plane unserer Forschung behandeln, d. h. Wir werden
annelnnen, dass das Ergebniss ihrer gemeinsamen Thätigkeit den
Gesetzen des machtigeren Theils unterworfen ist und dass die
Thätigkeit desselben gelegentlich durch die untergeordneten Gesetze
des schwächeren Theils gestört wird. Indem wir uns auf diese
Untersuchung einlassen, stossen wir auf eine vorläufige Schwierig-
keit, welche aus der leichtsinnigen und nachlässigen Art entspringt,
womit die Sprache des gewöhnlichen Lebens auf Gegenstände an-
gewendet wird, welche die grösste Genauigkeit und Bestimmtheit
erfordern. Denn der Ausdruck sittlicher und intellectueller Fort-
schritt kann einen sehr ernstlichen Irrthum erzeugen. Wie er ge-
wöhnlich gebraucht wird, giebt er die Vorstellung, das sittliche
und intellectuelle Vermögen der Menschen sei bei vorgerückter Ci-
vilisation von Natur schärfer und zuverlässiger, als sie vor diesem
Waren. Aber-obgleich dies wohl der Fall sein mag, so ist es
doch nie bewiesen worden. Die durchschnittliche Fähigkeit des
Gehirns mag, aus noch unbekannten natürlichen Ursachen, in grossen
Zeiträumen allmählig grösser geworden sein; und der Geist, der
durch das Gehirn wirkt, mag, selbst unabhängig von der Erziehung,