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der Metaphysiker.
der Mäthode
Prüfung
Wahl, die ihnen bleibt, ist also, entweder die Ergebnisse der
Sinneneindrücke den Gesetzen des Nachdenkens, oder die Resultate
des Nachdenkens den Gesetzen der Sinnlichkeit zu unterwerfen.
Jedes metaphysische System ist nach einem oder dem andern Schema
aufgebaut werden; und dies muss immer der Fall bleiben, denn
wenn die beiden Schemata vereinigt werden, so umfassen sie die
Totalität der metaphysischen Phänomene. Jedes Verfahren ist gleich
scheinbarfg) die Vertheidiger eines jeden sind gleich zuversicht-
lich, und die Natur ihres Streites selbst macht es unmöglich, irgend
eine Vermittelung zu ünden; auch ein Schiedsrichter ist unmöglich,
denn Niemand kann metaphysische Streitigkeiten schlichten ohne
selbst ein Metaphysiker zu sein und folglich zu einer Seite zu ge-
hören, also ohne eine der Parteien zu sein, über deren Ansprüche
er zu Gericht sitzen will") -
49) Was ein berühmter Geschichtschreiber der Philosophie vom Platonismus sagt,
ist eben so richtig hinsichtlich aller grossen metaphysischen Systeme: "dass sie ein
zusammenhängendes harmonisches Ganzes ausmachen." Tennemamz, Gesclt. der Phil. II,
527. Und doch bekennt er III, 52: "und wenn man auf die Beweise sieht, so ist
der Empirismus des Aristoteles nicht besser begründet, als der Rationalismus des
Plato." Kant giebt zu, dass es nur ein"'wahres System geben könne, ist" aber über-
zeugt, dass er entdeckt habe, was alle seine Vorgänger verfehlt haben. Die Metuplzys.
der Sitten, Kaufs Werke V, 5, wo er die Frage aufwirft, „0b es wohl mehr als eine
Philosophie geben könne." In der Kritik und den Prolegoaiz. zu jeder lvünßzlqcvz Me-
taphysik sagt er, die Metaphysik habe keinen Fortschritt gemacht und man könne
kaum sagen, dass die Wissenschaft existire. Kaufs TVerIt-e II, 49, 50, III, 166, 246.
99) Ein merkwürdiges Beispiel ist der Versuch Cousins, eine eklektische Schule
zu gründen; er ist nothwendig einseitig; er nimmt jene wesentliche Unterscheidung
zwischen nothwendigen und zufälligen Ideen an, wodurch sich Idealist und Sensualist
unterscheiden: "Zu gromde dieision des {dies aujourdhui ätablie est la divzls-ion des
idäes oontingentes et des idees neeessaires." Hist. de la phil. ser. II, vol. I, 82, II, 92,
sär. I, vol. I, 249, 267, 268, 311, III, 51-54. Cousin widerspricht beständig Locke
und behauptet ihn. dann widerlegt zu haben, während er nicht; einmal die Entwicke-
lungen von James Mill, dem grössten jetzt lebenden sensualistischen Metaphysiker,
angiebt; mögen seine Ansichten richtig oder falsch sein, sie hätten sicher von einem
eklektischen Geschichtsschreiber der Philosophie Beachtung verdient.
Ein anderer Eklektiker, Sir W. Hamilton, kündigt {Discussions an pkilos. 597)
an: "Eine unentwickelte Philosophie, die nach meiner festen Ueberzeugnng auf Wahr-
heit beruht. Zu dieser Ueberzeugung bin ich gelangt nicht bloss durch Befriedigung
meines eigenen Selbstbewusstseins, sondern weil ich in diesem System ein Centrum
und eine Versöhnung der allerentgegengesetztesten philosophischen Ansichten finde."
Aber 589 verurtheilt er von oben herab eine der wichtigsten von diesen philosophi-
schen Ansichten „als das oberflächliche System Locke's."