der
Prüfung
Methode
der Metaphysiker.
137
Raum seinem Begriff nach unendlich und nothwendig istß) Er ist
unendlich, denn wir können uns nicht denken, dass der Raum
ein Ende hatte, und er ist nothwendig, denn wir können uns die
Möglichkeit seiner Nichtexistenz nicht denken. So weit der Idealist.
Aber der sogenannte Sensualistfo) der nicht mit Ideen, nicht mit
Begriffen, sondern mit sinnlichen Eindrücken beginnt, kommt zu
einem ganz anderen Schluss. Er bemerkt, dass wir keinen Be-
griff von Raum haben können, ohne vorher einen Begriff von Gegen-
ständen gehabt zu haben, und dass die Begriffe von den Gegen-
ständen nur aus den sinnlichen Eindrücken jener Gegenstände
entsprungen sein können. Die Nothwendigkeit des Begriffs vom
Raume, sagt er, entspringt lediglich aus dem Umstande, dass wir
nie einen Gegenstand wahrnehmen, der nicht eine gewisse Lage
zu einem anderen Gegenstande hätte. Dies bildet eine unzertrenn-
liche Verbindung der Vorstellung der Lage und der Vorstellung
des Gegenstandes; und da sich diese Verbindung fortdauernd vor
unseren Augen wiederholt, so können wir uns zuletzt keinen Gegen-
stand ohne eine Lage vorstellen oder mit anderen Worten ohne
Raum! 1) Den Begriff, dass der Raum unendlich sei, sagt er,
9) Stewarfs Philasophy of the mind 11, 194; Cousin, Ilist. de Zu pleiloex, II. sörie,
vol. II, 92. Unter den Indischen Metaphysikem gab es eine Sekte, welche erklärten,
der Raum sei die Ursache aller Dinge. Journal of Asiatie soe. VI, 268, 290. Siehe
auch das Dabesfmz lI, 40, welches jedoch gegen die Vedas ist. Rammohmz Boy, On
the Veds 8, 111. In Spanien ist die Lehre von der Unendlichkeit des Raumes ketze-
risch. Dobladds Letters 90. Ueber die verschiedenen Ansichten vom Raume vergl.
Ritteris Hist. of aneieni philosophy I, 451, 473, 477, II, 314, III, 195--204; Cmi-
wortlßs Intelleetieel system I, 191, III, 230, 472. Kaufs Kritik der reinen Vemuogfi,
Werke II, 23, 62, 81, 120, 139, 147, 256, 334, 347; Tennemaozn, Geschichte der
Philos. I, 109, II, 303, III, 130-137, IV, 284, V, 384-387, VI, 99, VIII, 87, 88,
653, IX. 257, 335, 410, X, 79, XI, 195, 385-389. "
w) Diesen Namen giebt Cousin fast allen den gössten Englischen Metaphysikern
und Condillac und allen seinen Schülern in Frankreich; ihr System trage den wohl-
verdienten Nameu des Sensualismus. Hist. de la phil. II. sen, vol. II, 88. Dßnselben
Namen erhält dieselbe Schule in Feuehtersleberfs Meclieal Psyeholoyy 52, und in Re-
nouardk Hisioire de la enedeeine I, 346, II, 368. In Joberfs New System of philo-
sophy II, 334, heisst sie "Sensationalismusfä welches ein besserer Name zu sein
scheint.
H) Dies ist geistreich erörtert durch James Mill, Analysis of the pheezoenena of
the human mind II, 32, 93-95 und, anderswo. Vergl. Locke, Werks I, 147, 148,
154, 157 und die schsrfsinnige Unterscheidung 198 zwischen "dem Begriff von der
Unendlichkeit des Raums und dem Begriff (Vorstellung?) eines unendlichen Raums."
208 sagt Locke sarkastisch: „Da es aber trotz alledem Leute giebt, die sich überreden,
dass sie klare, positive und ausreichende Begriife vom Unendlichen haben, so ist es